TBHB 1946-09-12
Einführung
BearbeitenDer Artikel TBHB 1946-09-12 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 12. September 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.
Tagebuchauszüge
Bearbeiten[1] Heute wieder gut gemalt. Das Bild wird sehr gut werden. Mittags besuchte mich Tommy Abeking, der diesen Besuch niemals unterläßt, wenn er hierher kommt. Er sieht gut aus, hat die Kampftage in Berlin gut überstanden u. hat überhaupt nichts von all den grauenvollen Dingen erlebt, von denen so viele andere berichten. Er hat die besten Erfahrungen mit den russischen Panzer=Offizieren gemacht, die sich tadellos benommen haben. Es ist nichts von all dem geschehen, was man sonst hört. – Es geht ihm auch beruflich gut, er wird jetzt die Lizenz für einen Verlag für Lehrmittel erhalten, was ja seine Spezialität ist. Er sah gepflegt u. wohl aus u. so sympatisch wie imer. Merkwürdig ist das, wenn man seine Schwester kennt, die eine vollendete Dirne ist. – Er übergab mir nicht ohne Stolz einen Artikel im Tagesspiegel, den er über moderne Kunst geschrieben hat u. der wirklich sehr gut ist. – Ich zeigte ihm meine Bilder, die großen Eindruck machten.
Am Nachmittag waren wieder Rechtsanw. Hoffmann u. unser Professor bei uns. Herr Hoffmann hatte Thee mitgebracht. Sehr lebhafte Unterhaltung über Politik u. deutschen Militarismus, dieser Wurzel allen deutschen Uebels. Nachher zeigte ich den Herren meine Bilder, die allermals eine sehr lebhafte Diskussion hervorriefen. Die Herren gingen erst um 7 Uhr fort.
Unser Professor klagte heute sehr, daß er im Kurhause nicht satt würde u. wohl deshalb nicht hier bleiben könne. Wir boten ihm daher an, bei uns nach der Frühmesse einen Teller Roggenschrotsuppe zu essen, da diese so wie so für alle unsere Angestellten jeden Morgen gekocht wird. Außerdem soll er jeden Nachmittag bei uns Kaffee trinken u. eine Schnitte Brot essen. Er nahm das Anerbieten dankbar an, sodaß er heute schon bei uns frühstückte. Zur stillen Messe war heute auch das Ehepaar Degner zugegen.