Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1946-07-09
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Entstehungsdatum: 1946
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Originaltitel: Dienstag, 9. Juli 1946.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 9. Juli 1946
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1946-07-09 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 9. Juli 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Dienstag, 9. Juli 1946.     

[1]      Dies war wohl der angenehmste u. harmonischste Geburtstag meines bisherigen Lebens. Morgens früh gab es ein sehr gutes Frühstück, jeder ein Ei, Bohnenkaffee u. Butter. Der Geburtstagstisch war im Seezimmer aufgebaut, wo wir auch frühstückten. Es stand eine Flasche franz. Sekt darauf, den Fritz noch im Hause in einer Abseite gefunden hatte sowie eine Flasche Trinkbranntwein, allerdings wohl sehr mäßiger Nachkriegs-Qualität. Dazu eine Blaubeertorte, die Trude gebacken hatte u. besonders hübsch ein Fotokasten mit Fotos der Bilder, die Fritz bisher nach meinen Bildern gemacht hat. Eine Schachtel mit 10 Cigarillos u. a. Kleinigkeiten. Trude gratulierte sehr herzlich. Nach dem Frühstück kamen einige Angestellte mit Blumen, auch Grete kam mit Gemüse, wußte aber sonst nichts als zu klagen, sodaß ich sie stehen ließ u. fortging.

     Nach dem Frühstück fotographierte Fritz noch weitere Bilder bis zum Mittag. Zum Essen setzte uns Trude gebackenen Aal u. junges Gemüse auf den Tisch. Nach dem Essen etwas geschlafen, dann Kaffee getrunken mit Erdbeertorte, die ebenfalls Trude gemacht hatte. Ich schnitt dann das Packmaterial für die Zeichnungen zurecht, die nach Rostock zum Kulturbund zur Ausstellung kommen sollen, Fritz packte die Zeichnungen ein. Herr Ihle, der morgen nach Rostock fährt, soll sie mitnehmen. Danach rührte ich Grundierfarbe an u. grundierte die neue Leinewand für die Lupinen. Dann machte ich zwei Zeichnungen, die [2] eine von unserer kleinen Gottesmutter mit sehr schönen, gelben Blumen, die mir irgend jemand geschenkt hat, die andere von Rosen aus dem Garten von Bernh. Saatmann, ebenfalls Geschenk einer Angestellten. Während der Arbeit störte mich zuerst Paul, der sich verpflichtet fühlte, mir zu gratulieren, ebenfalls mit Rosen aus dem Saatmann'schen Garten, sodann Dr. Meyer, der irgendwo erfahren hatte, daß ich Geburtstag habe.

Zum Abend aßen wir nochmals Aal, der vom Mittag übrig geblieben war, mit Kartoffelsalat. Nachher saßen wir im Seezimmer u. tranken den Sekt. Dabei zeigte Fritz ganz alte Fotos nach früheren Bildern von mir, die längst nicht mehr existieren. Ich war gerührt über die Treue, mit der Fritz diese Sachen aufgehoben hat. Einige dieses Bilder waren mir sehr interessant. Es sind das alles Bilder, deren ich mich nicht zu schämen brauche. Zwar sind sie nicht völlig gelöst, aber das Wollen ist sehr erkennbar. Es sind ernste Arbeiten mit viel innerer Leidenschaft gemalt. Ich habe davon einige ausgewählt u. werde sie nun noch einmal malen nach mehr als zwanzig Jahren u. denke, daß ich nun die damals noch ungelösten Probleme besser lösen werde.

     So war alles sehr schön. – Morgen will Fritz nach Berlin fahren. Martha erzählt von allerhand Leuten, die sich in der BuStu. sehr für meine Bilder interessieren, darunter der Stadtrat Matern aus Rostock, der Vorsitzender des Kulturbundes in R. ist. Es werden also in dieser Woche wohl allerhand Leute kommen, die meine Bilder sehen wollen.