Textdaten
Autor: Hans Brass
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: TBHB 1945-03-29
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1945
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel: Donnerstag 29. März 1945.
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 29. März 1945
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unvollständig
Dieser Text ist noch nicht vollständig. Hilf mit, ihn aus der angegebenen Quelle zu vervollständigen! Allgemeine Hinweise dazu findest du in der Einführung.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


Einführung

Bearbeiten

Der Artikel TBHB 1945-03-29 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 29. März 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

Bearbeiten
[1]
Donnerstag 29. März 1945.     

[1]      Der Vortrag gestern Abend war nur schwach besucht. Warum, weiß ich nicht. Es war nur das Ehepaar Ziel da, die ja überhaupt zu den eifrigsten gehören, ferner Ilse Schuster, Frl. Wernecke u. Frau Korsch, die mir nachher sagte, daß ihr Mann jetzt anfinge, nervös zu werden u. an Abreise dächte. Es liegt aber garkein Grund zu solcher Nervosität vor, im Gegenteil: die Entwicklung im Westen macht so rasche Fortschritte, daß nun auch die Engländer anfangen, von Waffenstillstand u. Frieden zu reden. Es ist offensichtlich, daß unser Widerstand völlig zusammengebrochen ist, Panzer u. andere Fahrzeuge liegen überall mit leeren Tanks herum, Munition kann nicht mehr herangebracht werden. Nur einzelne Kommandeure glauben noch, hier u. da mit Handfeuerwaffen Widerstand leisten zu müssen. Es herrscht Nachrichtensperre an der ganzen Westfront, nur so viel ist bekannt, daß das Ruhrrevier im Norden u. im Süden umgangen wird. Die Amerikaner sind bereits über Gießen hinaus und im Maingebiet scheinen sie südlich Würzburg vorbei in Richtung Nürnberg vorzustoßen. Es ist ja möglich, daß Kesselring noch einmal irgendwo den Versuch machen wird, Widerstand zu leisten, aber Erfolg kann das nicht mehr haben. Auch die Russen stehen jetzt 15 km. vor der österreich. Grenze.

     Gestern kam überraschenderweise eine Karte von Kurt vom 20. März, ohne daß zu erkennen war, wo er ist. Er kann eigentlich nur bei oder in Danzig sein. Gdingen [2] ist aber bereits gestern Abend als von den Russen erobert gemeldet worden.

     Von Pfr. Dobczynski bekam ich gestern Antwort auf meine Anfrage betr. Todesfall der Frau Krauss. Er bedauert es überaus, ihr die hl. Sterbesakramente nicht spenden zu können, aber er darf noch nicht Radfahren. Die Belastung ist für ihn jetzt wieder übergroß. Er bringt aber wenigstens das hl. Meßopfer für d. Kranke dar. Wenn er eine geeignete Person hätte, die er herschicken könnte, würde er mir eine hl. Hostie senden, damit ich sie der Kranken geben könnte, – das wäre sehr schön, aber es ist niemand da, dem er das kostbare Gut anvertrauen könnte.

     Ueber den Beerdigungsritus schreibt er mir, ich solle zuerst den Ps. 129 beten, sodann soll ich vielleicht aus der Totenmesse einige passende Gebete u. den Ps. 50 u. das Benediktus sprechen u. die Leiche oder den Sarg sowie das Grab selbst mit Weihwasser segnen mit den Worten: „Dieses Grab sei eingesegnet im Namen des Vaters ...“ – Das dreimalige Werfen von Erde ins offene Grab wird mit den Worten begleitet: „Aus Erde hast du mich gebildet, mit Fleisch mich umkleidet: erwecke mich am jüngsten Tage, Herr, mein Erlöser!“ – Zum Schluß das Salve Regina.

     Nun, diese Beerdigung wird eine schwere Aufgabe für mich werden.

     Heute Nachmittag kamen zwei Päckchen von Fritz, - das eine enthielt Bücher: Franz von Assisi von Jos. Bernhart, sodann zwei Reinh. Schneider: Die dunkle Nacht, u. der Dichter vor der Geschichte., dazu noch etwas Tabak. Das Andere enthielt ein Paketchen „Baku“-Kinderkost. –

     Gestern war eine Frau aus Niehagen, – eine Flüchtlingin aus Ostpreußen bei mir. Ihre Mutter ist gestorben, 86 Jahre, u. es ist kein Pfarrer da, sie zu beerdigen. Sie ist katholisch. Ich konnte ihr nur sagen, daß sie sich an den Pfarrer von Marlow wenden soll. – Heute kam sie wieder. Der Pfarrer kann natürlich nicht kommen. Sie fragte, ob ich die Mutter nicht beerdigen könnte. Aber wie soll ich das, da die Frau doch in Wustrow beerdigt wird u. ich so weit garnicht laufen kann! – Sie klagte, daß sie hier Sonntags nicht zur Kirche gehen kann u. sagte, wenn sie doch bloß hier wieder fort könnte, sie kann nicht ohne Kirche sein.