Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1945-03-26
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Entstehungsdatum: 1945
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Originaltitel: Montag, 26. März 1945
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 26. März 1945
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1945-03-26 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 26. März 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über drei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Montag, 26. März 1945     

[1]      Gestern war großer Abschiedstag. Zuerst kam am Nachmittag Frl. Sabine Klein, die den abenteuerlichen Plan hat, mit dem Rade u. wenn es geht per Bahn nach dem Bodensee zu fahren u. dort nach der Schweiz weiterzukommen, wo ein guter Freund ihres Vaters auf sie wartet. Von dort will sie dann nach Amerika zu ihrem Vater, der [2] dort lebt, da er Jude ist. Danach waren wir bei Frau Krauss, die sehr elend ist. Arme u. Hände sind sehr abgemagert, sie hat Schmerzen, trägt sie mit großer Geduld u. ist in jeder Weise eine gute, fromme u. gottergebene Kranke. Es ahnt ihr wohl, daß sie sterben wird, aber sie will es wohl noch nicht glauben. Sie sprach mit Begeisterung von ihrem Aufenthalt im Gertrauden-Krankenhaus, wo sie operiert wurde u. wo eine so schöne Hauskapelle war. Die Schwestern hätten so wunderbar zum Hochamt gesungen. Als wir zurückkamen, kam gleichzeitig Frau Sommerhof, um Abschied zu nehmen. Ihr Vater hat aus Hamburg mit ihr telephoniert, sie solle sofort hinkommen, lieber heute wie morgen, es sei äußerst dringend. Einen näheren Grund hat er am Telephon nicht gesagt. Desgleichen hat, völlig unabhängig davon, ihr Mann ebenfalls telegraphiert, sie solle sofort abreisen. So hat sie sich denn zur Reise entschlossen u. ist heute früh gefahren. Sie war eine überaus sympathische Frau, eine Katholikin, u. ich verliere mit ihren beiden prachtvollen Buben zwei sehr liebe, kleine Schüler. Spät am Abend kam dann noch Frau Schmidt-Isserstedt, in deren Haus Frau Sommerhof hier gewohnt hat. Auch sie will fort u. ist heute früh gefahren auf dringendes Anraten ihres Mannes. Sie war am unglücklichsten u. sie weinte sehr. – Man kann diesen abreisenden Frauen keinen Rat geben, man kann ihnen nur wünschen, daß sie diesen Schritt nie bereuen mögen. – Auch Frau Hipp hat von ihrem Mann die Nachricht bekommen, daß sie sofort abreisen müsse, aber sie hat bisher keine Reiseerlaubnis bekommen, sonst würde auch sie schon fort sein. Auch Frau v. Achenbach, die wir auf dem Wege zu Frau Krauss trafen, sagte uns, daß sie nun abreisen wolle. –

     Aus dem Fall Sommerhof u. Schmidt-Isserstedt werde ich nicht klug. Vielleicht haben deren Verwandte irgend welche besonderen Nachrichten, die eine Veränderung der Lage in unmittelbarer Zukunft erwarten lassen. Am letzten Freitag sprach J. R. v. Salis davon, daß nach der Jalta-Konferenz die Angriffe gegen Deutschland von Osten, Westen, Süden + Norden fortgesetzt werden sollten u. daß der Plan der Zusammenarbeit erst später sichtbar werden würde. J. R. v. Salis meinte, daß man darum nun wohl mit einer englischen Truppenlandung auf Jütland rechnen könne. Schon sehr viel früher, vor der Invasion in der Normandie, hat Churchill einmal gesagt, daß der erste Teil der Invasion hauptsächlich zu Lasten der Amerikaner gehen würde u. daß erst später ein Ausgleich der Kräfte stattfinden würde. In der Tat haben die Engländer bis jetzt immer noch nur eine Armee an der Westfront, alles andere sind Amerikaner, mit Ausnahme einer kleinen französ. Armee. Es wäre also durchaus möglich, daß die Engländer nun tatsächlich eine Landung auf Jütland vornehmen, was ganz herrlich wäre, denn dann würden sie in Bezug auf unsere Gegend den Russen zuvorkommen. –

     Die Kämpfe an den Rhein-Brückenköpfen entwickeln sich langsam, aber durchaus zugunsten der Anglo-Amerikaner. Nur im Raume des südlichsten Brückenkopfes geht es in einem geradezu stürmischen Maße [3] vorwärts. Die Amerikaner haben gestern Darmstadt eingenommen u. heute sind sie bereits östlich davon über dem Main u. haben Aschaffenburg genommen. Es ist das ein langer, ziemlich dünner Schlauch, den sie da vorgetrieben haben, der hoffentlich nicht zu Rückschlägen führt; aber offenbar haben wir in diesem Abschnitt nur schwache u. zweitklassige Truppen nach der Art, wie die Einheit von Fritz. – Auch die Russen treiben nun ihre Offensive von Ungarn her vorwärts mit der Richtung auf Wien. –

     Heute früh erschien ein Frl. Peschke aus Berlin. Sie brachte einen Brief von Hans Monheim, der uns bat, ihr behilflich zu sein. Frl. P. solle mit ihren Eltern, – der Vater ist vom 1. Weltkriege her blind, – im Hause Monheim wohnen. Frl. P. war gestern in Barth gewesen, um irgend welche geschäftl. Dinge für die Firma Monheim zu erledigen u. ist dann gestern Abend nach Prerow gefahren, um von dort zu Fuß hierher zu kommen. Sie hat sich dann im Walde verirrt u. hat die ganze Nacht im Walde zugebracht. Heute früh ist sie beim Herm-Göringhaus herausgekommen u. ist dann hierher gewandert.

     Wir gaben ihr heißen Kaffee u. dann ging sie mit Paul zum Monheim-Hause, wo sich ergab, daß in diesen letzten Tagen noch eine vierköpfige Familie untergebracht worden war, wovon wir aber nichts wußten. Immerhin könnte unten in der großen Halle u. in dem einen Zimmer noch ganz gut die Familie Peschke wohnen; aber die große Schwierigkeit ist die, daß sich nur ein elektr. Kochherd im Hause befindet, auf dem nun schon 2 Familien kochen müssen. Bei der ewigen Absperrung des Stroms ist das natürlich äußerst schwierig. –