TBHB 1945-03-07
Einführung
BearbeitenDer Artikel TBHB 1945-03-07 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 7. März 1945. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
Bearbeiten[1] Gestern wurde Köln von den Anglo-Amerik. eingenommen. Wir haben jetzt nur noch einen kleinen Brückenkopf bei Wesel links des Rheines.
In Pommern sind die Russen dicht vor Stettin, womit die Lage für uns bedrohlich wird. Indessen glaube ich nicht, daß die Russen Stettin über die Oder angreifen werden u. südlich können sie diese Stadt nicht umgehen, solange Küstrin u. Frankfurt noch in unserem Besitz sind. Aber selbst dann, wenn diese Städte verloren gehen werden, werden die Russen kaum zwischen Berlin u. Stettin vorstoßen, es wird wohl immer beim Durchstoß südlich Berlin bleiben. – Graudenz ist gestern gefallen.
Heute Brief Nr. 13 vom 25.2. von Fritz. Er muß seinen Standort wieder wechseln. Der Stabs-Arzt ist nicht mehr Regimentsarzt, sondern nur noch Bataillons-Arzt bei einem Sicherungs-Bataillon. Die Feldpost-Nummer bleibt zum Glück dieselbe. Leider ist Fritz auf diese Weise nicht mehr mit Feldw. Stegmiller zusammen, der bei der Stabskompanie verblieben ist. Fritz ist nun Schreiber beim Bat.-Arzt. Der neue Standort ist dicht am Rhein. Sehr nett ist es, daß der Stabsarzt Fritz aufgetragen hat, Grüße an uns zu bestellen, als er sah, daß Fritz an uns schrieb.
Die Trennung von Küntzels vom Essen läßt sich [2] zunächst überaus vorteilhaft an. Spangenberg brachte uns ein fettes Huhn, von dem wir gestern u. heute aßen u. noch morgen haben. Auch sonst ist es viel besser, da Grete garkeinen Sinn für angenehme Aufmachung hat u. das Essen bei ihr immer langweilig aussieht u. auch so schmeckt.
Paul macht uns Sorge. Es fehlt ihm zwar nichts, aber er sieht schlecht aus u. schläft am Tage leicht ein. Er ist bestimmt nicht gesund u. läßt sich von den Tagesereignissen sehr bedrücken.