TBHB 1944-11-19
Einführung
BearbeitenDer Artikel TBHB 1944-11-19 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 19. November 1944. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.
Tagebuchauszüge
Bearbeiten[1] Sehr schöne Andacht. Carmen Grantz, Frau de Breé, Grete, Martha u. Frau Krauss. – Nachher an Pfarrer Dobczynski geschrieben, von dem ich in dieser Woche ein kurzes Briefchen erhielt, lt. dem es ihm langsam besser geht, sodaß er jetzt nach fünfwöchentlicher Bettruhe einige Stunden aufstehen darf. Heute durfte er sogar zelebrieren. –
An der Westfront ist nun die Offensive in vollem Gange. Im Raum Aachen haben wir Geilenkirchen verloren südlich Luxemburg haben die Amerikaner die deutsche Grenze überschritten u. im Gebiet von Metz wird gekämpft. Auch an der schweizer Grenze im Raum Belfort, wo Fritz liegt, sind schwere Kämpfe entbrannt, der Gegner soll dort 30 km. in den letzten beiden Tagen voran gekommen sein. An der Ostfront, mit Ausnahme bei Budapest, hält die unheimliche Ruhe immer noch an, aber bei Budapest wird schwer gekämpft. Die inneren Verhältnisse in Ungarn werden täglich gespannter. Auch bei uns nimmt der innere Verfall langsam zu, wenngleich das auch noch unsichtbar bleibt. Die Anzeichen des Verfalls machen sich vorerst in unseren auswärtigen Gesandtschaften bemerkbar, vor allem in Schweden, aber auch in Spanien u. Portugal. Im Augenblick sind in Europa überhaupt nur noch die Gesandtschaften in der Schweiz u. in Irland mit Gesandten besetzt.
Der hl. Vater hat in Rom vor der polnischen Kolonie eine Rede gehalten über die grauenhafte Zerstörung [2] Warschaus. Diese Rede scheint unserer Regierung sehr unangenehm gewesen zu sein, denn sie behauptet, daß der hl. Vater diese Rede garnicht gehalten hätte.
In Paris hat der kathol. Schriftstellerverband getagt u. hat den Grafen d'Ormisson zum Vorsitzenden gewählt. Dieser war früher Gesandter beim hl. Stuhl. Während der Besetzung Südfrankreichs durch die Deutschen hat er sich verborgen gehalten, zuletzt in einer Karthause in den Alpen als Mönch verkleidet. Diese französ. Katholiken werden vielleicht sehr viel zur Rettung des Christentums beitragen können, nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa, hoffentlich auch in Deutschland.