Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1935-06-21
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Entstehungsdatum: 1935
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Originaltitel: Freitag, den 21. Juni 1935.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 21. Juni 1935
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1935-06-21 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 21. Juni 1935. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Freitag, den 21. Juni 1935.     

[1]      Heute Mittag erhielt ich einen Brief von Maria W., – die Gute hat an meinen Tauftag gedacht, – nur daß sie sich um einen Tag im Datum geirrt hat, indem sie annimmt, der Tag wäre heute. Ich bin ganz gerührt davon daß sie daran gedacht hat bei der vielen Plage, die sie mit ihrem Geschäft in A. hat. Sie will für 3 Tage nach Bln. kommen, um mit mir meinen Geburtstag zu verleben, – das wäre wirklich schön! [2] Gestern war die letzte Aufführung des Großen Welttheaters. Die beiden letzten Aufführungen mußten im Saale veranstaltet werden wegen des schlechten Wetters. Ich habe diese Aufführungen nicht gesehen, kann mir aber nicht vorstellen, daß sie im Saale auch nur den geringsten Eindruck machen können, – ganz abgesehen von der Häßlichkeit dieses Saales. Der Saal ist ganz neu, erst seit einigen Tagen fertig, – der „Mädchenschutz“ nahm ihn neulich erstmalig in Benutzung. Es ist nicht leicht möglich, einen solchen Saal mit Bühne häßlicher zu gestalten, als es hier gemacht worden ist. Die Wände sind in einer hellgrünen, kalkigen Farbe einfach gestrichen, die Bühne ist wie eine Bretterwand, in der ein viereckiges Loch ist. Und diese Bretterwand ist in einem ausgesucht gemeinen rot=braun gestrichen. Das verlorenste Dorf in Hinterpommern würde seinen Saal nicht so häßlich machen, wie dieser ist. –

     Am 24. Juni soll die Aufführung noch einmal wiederholt werden. Für mich waren diese Aufführungen insofern angenehm, als dadurch alle sonstigen Sachen wie Singen u. Chorgebet ausfielen. Ich kam deshalb um 9 Uhr ins Bett u. konnte um 4 Uhr morgens in der Kapelle sein. Heute abend wird sicher wieder dieses fatale Chorgebet stattfinden, bei dem keiner recht Bescheid weiß u. welches deshalb einen kümmerlichen Eindruck macht. Dazu kommt, daß sich nur 4 – 6 Männer beteiligen. Für die Zuhörenden, die nicht mitbeten können, weil sie keine Bücher haben, ist es also keinesfalls eine Erbauung, aber dafür raubt es jedem die Möglichkeit, für sich zu beten. Die ganze Sache ist Unfug u. man sollte diesen so rasch wie möglich wieder beseitigen. Mit seiner Vorbeterei hat P. Petrus nun bald genug Unruhe verursacht, – aber er hält zähe, wie er ist, daran fest.

     Aber selbst wenn das Chorgebet gut klappen sollte, – auch dann wäre es Unfug. In der Kapelle sitzen einfache Männer u. Frauen, die ihre Volksschulbildung längst in die gangbarere Münze des täglichen Bedarfs umgesetzt haben. Diese Leute müssen sich nun anhören, daß die Stimme Gottes die Berge Basans hüpfen macht, wie ein junges Kalb. – Dieser Vergleich ist gewiß wundervoll plastisch, – wenn man's versteht; – aber was sollen diese einfachen Leute damit anfangen?

     Es ist doch da ein klaffender Riß! Einesteils bewirkt die strenge Askese des P. P., daß ein Saal ein ausgesucht häßliches Gesicht bekommt, andernteils wird der Gottesdienst mit Ornamenten überladen, deren Sinn kein Mensch versteht. Genau so ist es neuerdings mit den Abendandachten. Auch da müssen alle ein Chorgebet mitsprechen, das nach dem unglücklichen Muster des von mir zuerst zusammengestellten Christ-Königs-Chorgebet gemacht ist, – nur kürzer, u. das verfielfältigt den Leuten gegeben wird. Die Leute lesen da Psalmentexte, die ihnen völlig unverständlich bleiben. –

     Ich sehe u. höre mir das alles an, ohne mich dazu zu äußern. Ich werde mich auch nicht äußern, es sei denn ich würde gefragt. Aber ich werde nicht gefragt werden. Ich habe den Eindruck, als sei die Verbindung zwischen mir u. P. P. unterbrochen. Wenn ich ihn sehe grüße ich, – u. er grüßt mich, – aber es ist das ein wenig fremd. Vielleicht irre ich mich. – Aber es ist wohl auch nicht wichtig. Mich soll u. muß meine Stellung zu Gott interessieren, – u. sonst garnichts. Ich lese ja wieder Joh. v. Kreuz u. bin diesmal ganz tief ergriffen davon; aber seine heroische Forderung der Abtötung übersteigt meine Zähigkeit. Was er sagt, ist richtig, – ich sehe es jetzt noch viel klarer als damals, als ich ihn zuerst studierte. Ich sehe vor allem, daß tatsächlich grade der Verstand, der sich mit seinem vorlauten Begreifenwollen immer dazwischen drängt, jede Vereinigung in der Kontemplation verhindert. Der Verstand ist wirklich wie ein lästiger Mensch, der immerzu fragt nach dem warum, wenn man sich grade vertiefen will. Mit seinem vorlauten u. unbescheidenen Wesen zerstört er alles. Aber wie soll man ihn zum Schweigen bringen? – Ich weiß es wirklich nicht!