Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1935-06-20
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Entstehungsdatum: 1935
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Originaltitel: Donnerstag, den 20. Juni. 1935. Fronleichnam.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 20. Juni 1935
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1935-06-20 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 20. Juni 1935. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.

Tagebuchauszüge

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[1]
Donnerstag, den 20. Juni. 1935. Fronleichnam.     

[1]      Heute vor 3 Jahren empfing ich durch P. Albertus O.P. das hl. Sakrament der Taufe. Dabei waren als Pate Rechtsanw. Vogt u. ferner Pfarrer Pietryga. Merkwürdigerweise war Pf. Pietryga heute morgen bei mir. –

     Draußen ist es kalt, regnerisch u. windig. Ich war um 4 Uhr früh in der Kapelle, um 5 Uhr begann feierliches Levitenamt, bei dem Pf. Pietryga als Diakon assistierte. Anschließend war Prozession im Hof, wo 4 Altäre aufgebaut waren. Alle froren, – besonders die kleinen Mädchen in ihren weißen Kleidchen, die blumenstreuend in der Prozession mitgingen u. meist nüchtern waren, da sie morgens kommuniziert hatten. Sie taten mir etwas leid.

     Ueberhaupt: Der Sinn der Fronleichnams-Prozession ist doch der, den eucharistischen Heiland hinauszutragen aus der Enge der Kirchenmauern, – hinaus in Gottes Natur, – an das Licht des Tages, – in die Oeffentlichkeit, – über Fluren u. Felder. – Aber hier? – Hier trug man den Heiland hinaus, oder besser hinein in diesen zementierten Hof, dessen Zugänge nach der Straße wohlweislich verschlossen waren, man trug ihn von einem Altar zum nächsten, sieben bis acht Meter entfernten Altar, – von einer Prozession war da natürlich keine Rede, – man stand eben irgendwo u. wendete sich bloß nach der Richtung des neuen Altars hin, – u. man fror. Man fror, u. wußte nicht: fror man wegen der Winterkälte dieses Morgens oder wegen der traurigen Frostigkeit dieses Festes? –

     Später besuchte mich Pf. Pietryga. Humoristisch, wie er ist, meinte er, – sich in meiner Klause umschauend, ich müsse nur Sorge tragen, daß mein Bart immer kurz gehalten werde. Ich fragte verwundert, wieso das? – Nun, – meinte er, – wenn Ihr Bart länger wird, dann haben Sie keinen Platz mehr hier!

     Wir unterhielten uns etwa eine halbe Stunde u. ich erzählte ihm, wie's mir hier geht. Er wird von jetzt ab jeden Mittwoch, hier die Abendandacht halten mit anschließender Bibellesung. Dazu hat er sich bereit erklärt. Daraufhin hat P. Petrus einfach zu ihm gesagt: „Dann können Sie ja auch gleich bis 12 Uhr sich an der nächtl. Anbetung beteiligen u. dann den Segen erteilen“ – Auf diesen Angriff war er nicht gefaßt gewesen u. so hat er sich dem nicht entziehen können. – Ich mußte lachen, – das ist so recht die Art von P. Petrus!

     Das Kirchenblatt ist heute erschienen u. bringt meinen kleinen Artikel über das große Welttheater ziemlich groß. Er macht sich gut. Ohne mein Wollen ist der Artikel mit H.Br. gezeichnet, – da wird nun jeder wissen, daß ich das geschrieben habe.