Sturm der Garde auf Le Bourget

Textdaten
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Autor: F. R.
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Titel: Sturm der Garde auf Le Bourget
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 739
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[736]

Sturm der Garde auf Le Bourget (30. Oktober 1870).
Nach dem Gemälde von C. Röchling.

[739] Der Sturm der Garde auf Le Bourget. (zu dem Bilde S. 736 und 737.) Wohl in keinem anderen Punkt in der Umgebung von Paris ist im Kriege von 1870/71 so oft und so hartnäckig gerungen worden wie um das 11 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt, im Osten von St. Denis gelegene Dorf Le Bourget. Ströme Blutes wurden um jenen Besitz vergossen, und an den Namen dieses Ortes knüpfen sich einige der schönsten aber auch verlustreichsten Ehrentage der preußischen Garde. Da das im Cernierungsbezirk gelegene Dorf stark dem Feuer der französischen Forts ausgesetzt war, so hatte man nur eine Kompagnie vom Augustaregiment daringelassen, die in der Morgenfrühe des 28. Oktober von starker Uebermacht angegriffen und hinausgedrängt wurde. Eine Beschießung durch Artillerie am nächsten Tage blieb fruchtlos; der Kronprinz von Sachsen wollte den Ort jedoch unter allen Umständen wiedergenommen haben. Generalleutenant v. Budritzky, Kommandeur der 2. Garde-Infanteriedivision, wurde damit beauftragt. Am 30. Oktober morgens 8 Uhr begann dieser von 9 Bataillonen ausgeführte berühmte Sturm. Artilleriefeuer leitete ihn ein, dann rückten die drei Sturmkolonnen von Le Blanc Mesnil, von Pont Jblon und von Dugny aus gegen das gemeinsame Ziel vor. Das Dorf bestand aus ansehnlichen, massiv und gut gebauten Häusern, deren Gärten und Gehöfte mit starken hohen Steinmauern umfriedigt waren. Die Eingänge waren stark verbarrikadiert. Heftiges Artillerie- wie Chassepotfeuer empfing die Kolonnen, von denen gar mancher Tapfere sein Leben lassen mußte, bevor er noch einen Feind erblickte. Die Barrikaden und alle Mauern waren besetzt, aus jeder Schießscharte, aus jedem Fenster richteten sich unablässig feuernde Flintenläufe auf die Kolonnen. Es war ein großartiges Schauspiel, wie trotzdem Preußens Garde, ohne einen Schutz zu thun, mit fliegenden Fahnen und unter den Klängen der Wacht am Rhein vorrückte. Bis auf hundert Schritt ging’s heran, ohne der Lücken zu achten, die in die Reihen gerissen wurden, dann schwieg die Musik, und nun wurde im Schnellschritt bis an die Dorfumfassung herangestürmt. Aber die Mauern waren zu hoch, als daß in diesem vernichtenden Feuer hätte jemand hinüberklettern können. Die Pioniere mußten mit ihren Aexten erst Breschen hineinschlagen, durch die man sich dann hindurchzwängte. Diesen Zeitpunkt aus dem heißen Kampfe des 30. Oktober veranschaulicht in überaus packender, naturwahrer Weise C. Röchlings Schlachtenbild, das unser Holzschnitt auf S. 736 und 737 wiedergiebt. Nicht minder hartnäckig war auch das Ringen um die Barrikaden, aber überall mußten schließlich die Franzosen weichen. Vier Stunden währte der Kampf, fast jedes Gehöft mußte einzeln gestürmt werden, dann aber war der Ort genommen, den die Garde von nun an festhielt. Nicht minder heldenhaft in der Verteidigung wie beim Angriff zeigte sie sich bei dem großen Ausfalle der Franzosen am 21. Dezember; ein letzter Angriff auf Le Bourget mußte dann noch in der Nacht zum 16. Januar zurückgewiesen werden. F. R.