Stunden der Andacht/Vor der Entbindung
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„Bevor sie kreiset hat sie geboren, bevor
sie Wehen bekommt, hat sie entbunden.“
(Jes. 66, 7.)
„Fürchte dich nicht, ich stehe dir bei.“
(Jes. 41, 14.)
Die schmerzensreiche, schwere Stunde der Entbindung ist nun für mich herangenaht, und inmitten der Wehen und Aengsten, die mein Herz durchziehen, ringet sich das innigste, glühendste Gebet aus der Tiefe meiner Seele, Allvater, zu dir empor. Bei jedem Schmerz, bei jedem Weh, das mich durchzuckt, ersterben mir die Worte auf den Lippen, nur dein Name, mein Gott, bleibt lebendig darauf, nur deinen Namen nennen sie fort und fort, und der Eine Ruf Gott, mein Gott, das ist mein Schild, mein Schutz, mein Trost, mein Heil und meine Wehr; das mildert meine Angst und meine Furcht; darin liegt meine Hoffnung und meine Kraft. O möge mein thränendes Auge, das ich flehend zu dir, Vater, erhebe, dein Erbarmen über mich herabrufen!
Laß deine Gnade über mich walten, daß meine Schmerzen mich nicht bewältigen, daß ich sie muthig und kraftvoll ertrage. O, daß deine Vaterhuld mich über diesen verhängnißvollen Zeitpunkt ungefährdet und sicher führe! Laß mich, Allerbarmer, nicht lange leiden, laß mich bald gelangen zum freudenvollen Ziele meiner Aengsten und Wehen, und mich eines gesunden, lebenskräftigen Kindes genesen. Gedenke mir nicht, mein Gott, die Sünden und Vergehungen meines Lebens, vergib und verzeihe mir, was ich vor dir gefehlt. Um deiner Barmherzigkeit und Gnade willen, um der zarten Frucht willen, der ich das Leben geben soll, erhalte mich am Leben, und stehe mir bei, wie ich auf dich hoffe und vertraue. Amen.