« Beim Eingange des Sabbath nach dem Lichtzünden Stunden der Andacht Beim Ausheben der Thora am Sabbath »
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Am Sabbath.

„Unendlich ist des Sabbaths Segen,
Wenn wir nur seinen Ruf versteh’n,
Nicht träger Ruhe nur zu pflegen,
Zur Heiligung ist er auserseh’n.“
 (Salomon.)

Mein Gott und Vater! mein Schöpfer und Erhalter! In sechs Tagen hat dein göttlich Wort aus dem Nichts hervorgerufen diese große schöne Welt, und auf den siebenten hast du gelegt deinen Segen und deine Weihe, und ihn gemacht zum Ruhetag für den Menschen. Da feiern denn alle Gewerbe, alle Geschäfte sind beseitigt, und das Lärmen der Werkstätte schweiget in den [19] Gassen, unsere Häuser sind freundlicher geschmückt, unsere Herzen heiterer gestimmt, über Alles ist ausgegossen ein höherer festlicher Glanz. „Es ist Sabbath dem Ewigen zu ehren.” Doch nicht die eitle, nichtige, werthlose Ruhe des Müßigganges, wobei der Geist verfällt, und sinnliche Gelüste sich unserer bemächtigen, ist des Sabbaths Zweck und Ziel: sondern bloß die Ruhe des Körpers, damit desto besser die Seele ihre Thätigkeit entfalte; die Ruhe des äußern Menschen, damit desto lebhafter der innere Mensch hervortrete und unser besseres Selbst zur Herrschaft und Geltung gelange. Am Sabbath sollen wir den Dienst der Welt verlassen, um uns dem heiligen Dienste Gottes zu weihen, wir sollen niederlegen die Arbeit für unser irdisch Theil, um unserem geistigen, ewigen Heile ganz und ungetheilt zu leben, damit wir nicht untergehen im Strom des weltlichen Treibens, damit unser sittlicher Werth, die höheren Regungen des Herzens uns nicht im Gewühle des Lebens verloren gehen, damit nicht die lärmenden Stimmen von Außen die heiligen, göttlichen Stimmen in uns übertönen und zum Schweigen bringen.

So will ich denn auch, mein Gott und Herr, deinem Gebote folgend, an diesem heiligen Tage mich frommen Beschäftigungen hingeben. Ich will an deinem Gottesworte mein Herz erheben, will vor allem in dem Buche der Bücher, in deiner heiligen Thora lesen, von deinen Wundern und deiner Allmacht, von deiner Weisheit und deiner Huld und Barmherzigkeit, damit ich dich immer inniger erkennen, immer demuthsvoller verehren lerne, damit ich immer mit kindlicher Hingebung dir nachgehe, und dich immer liebe mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzem Vermögen. Ich will die sabbathlichen Stunden dazu verwenden, um das Herz meiner Kinder zu bilden, die Lehren der Tugend und Gottesfurcht in ihre Seele zu prägen, und den Geist der Liebe, des Gottvertrauens und der Gottergebenheit in meiner Umgebung herrschend zu machen nach meinen Kräften. Doch nicht nur auf die Glieder meines Hauses, auch auf den weiten Kreis meiner Nebenmenschen will ich meine Gedanken richten, will aussuchen unter ihnen den Dürftigen und den Leidenden, dem ich vielleicht mit Rath oder That beistehen kann! So will ich diesen Tag feiern, und „des Sabbaths gedenken, um ihn zu heiligen” in Wahrheit und Wahrhaftigkeit! Stärke nur immer, o Gott, meinen Willen dazu, gib mir Weisheit, Kraft und Ausdauer, diesen Willen zu verwirklichen, und gib, daß die sabbathlichen Gefühle, die heute [20] mich beseelen, mich begleiten mögen in das Leben der Woche, damit ich auch mitten im Geräusche der Arbeitstage den Adel der Sabbathweihe in der Seele trage, daß mein Herz stets reiner, mein Geist stets vollkommener werde, bis er einst verklärt und vollendet eingehet, zu feiern jene große Sabbathruhe im Jenseits. Amen.