« Am Lichtfeste Stunden der Andacht Gebet eines jungen Mädchens »
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Das Fest der Loose.[1] (פורים‎)

„Den Jehudim ward Licht, Jubel, Freude
und Verherrlichung.”
 (Esther.)

Jubel und Freude durchziehen heute alle Herzen deines Volkes, mein Hort und Schutz. Von glühendem Dank überfließt unsre Seele stets an diesem Fest- und Gedenktag unsrer Errettung und Erlösung aus einer Hand, die so Schreckliches über uns verhängte. Tückischer Feindessinn hatte das Furchtbarste über Israel ausgesponnen. Nicht Sklaverei sollte unser Loos sein, denn sie trägt ja noch die Hoffnung auf einstige Freiheit in ihrem Schooß, nicht Armuth und Noth sollte uns niederdrücken, denn der Zeiten Gang kehrt ja oft die Loose um, und Sorge und Ueberfluß tritt in das Haus des Mangels – ganz sollten wir vernichtet werden, ganz aus dem Leben gerissen und vertilgt, mit allen unsern Hoffnungen und Erwartungen! Keine Zukunft mehr sollte es geben für Israel, mit Einem Streiche sollte der der ganze Stamm gefällt werden, mit Krone und Wurzel, mit Ast und Zweig. Doch, du Retter der Bedrängten, du Beschützer der Verfolgten, du hörtest den Hilferuf deines Volkes, den Schrei ihres bebenden, geängstigten Herzens, und sandtest ihnen Rettung und Erlösung, wandeltest ihnen Trauer in Freude, Tod in Leben, Elend und Schmach in Ehre und Verherrlichung.

Du ließest des gottlosen Haman unheilvolle Pläne zurückfallen auf sein eigenes Haupt, die Grube, die er gegraben, that sich für ihn selber auf, und die Gluthworte der Vertilgung, die er ausgesprochen über Israel, verzehrten ihn selber und seinen ganzen Stamm.

Und durch wen hast du dies Alles herbeigeführt und vollbracht? Ein schwaches Weib, o Gott, hast du auserwählt zu deinem Boten, zum Werkzeug der Rettung deines Volkes, damit alle Welt daraus erkenne und inne werde, wie groß du auch in dem Kleinen bist, wie mächtig auch in dem Schwachen; wie in deiner Hand das Unmächtige zur siegenden Kraft, das Gebrechliche [71] zum Erhabenen wird, damit wir daraus lernen und es beherzigen, daß, so gering und schwach ein Mensch auch sein mag, er dennoch durch dich berufen ist, das Gute zu üben und zu vollbringen, zum Nutzen und Frommen seines Nächsten.

Gib, o Gott, daß es auch mir mit meinen schwachen Kräften gelinge, Gutes und Nützliches zu wirken, daß mein Leben nicht spur- und fruchtlos dahingehe, und mein Name würdig und theilhaft werde des Segens derer, die mit und nach mir leben. Amen.


  1. Am 13. Adar wird das Fest der Loose (פורים‎) gefeiert, zur Erinnerung an die wunderbare Rettung unsrer Väter von den Ränken eines Bösewichtes, der ihnen den Vertilgungskrieg zugeschworen. Die Helden dieser wunderbaren Geschichte, von Gott zu seinen Vermittlern auserkoren, waren die Königin Esther und Mordachai, der erst seinem König, dann seinem Volk das Leben gerettet.