Statistische Darstellung des Kreises Moers/III. Klimatische Verhältnisse

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III. Klimatische Verhältnisse.

Obwohl sich im hiesigen Kreise mehrere Personen mit meteorologischen Beobachtungen befassen, so fehlt es doch an einer der über ganz Norddeutschland verbreiteten und von Berlin aus organisirten meteorologischen Stationen. Solche befinden sich indessen in Crefeld und Cleve, und da nach allgemeineren Wahrnehmungen nicht bezweifelt werden kann, daß der südliche Theil des ziemlich in der Mitte zwischen beiden Städten liegenden Kreises sich in klimatischer Beziehung dem Kreise Crefeld, der nördliche dem Kreise Cleve nähert, so dürfte die Mittheilung einiger auf diesen Stationen gemachten Beobachtungen nicht ohne Interesse sein.

Es liegt uns zunächst eine Zusammenstellung der fünftägigen Wärmemittel aus dem 12jährigen Zeitraume von 1848—1859 vor. Man ersieht aus derselben, daß wir hier am Rhein ein weit milderes Klima und namentlich einen weniger strengen Winter haben, als in den östlicheren Theilen Norddeutschlands. Während nämlich in Cleve nur in einem fünftägigen Zeitraum des Jahres das Wärmemittel unter den Gefrierpunkt fällt, ist dies in Westphalen in 2, in der Mark Brandenburg in 15, in Ratibor in Oberschlesien in 22, auf dem westpreußischen Plateau in Schönberg und Conitz in 27 und in Arys am Spirdingsee in 28 solcher Zeiträume der Fall. Die monatlichen Wärmemittel des genannten 12jährigen Zeitraumes betrugen Grad Reaumür

im Monat in Cleve in Crefeld
Januar 0,69 0,74
Februar 1,74 1,63
März 2,94 3,10
April 6,18 6,81
Mai 9,71 10,35
Juni 12,85 13,75
im Monat in Cleve in Crefeld
Juli 13,95 14,91
August 13,64 14,18
September 11,12 11,36
Oktober 7,94 8,12
November 3,25 3,23
Dezember 1,18 1,67



Die Wärmemittel der Jahreszeiten betrugen Grad Reaumür

im in Cleve in Crefeld
Winter 1,41 1,35
Frühling 6,28 6,75
Sommer 13,48 14,25
Herbst 7,44 7,57
ganzen Jahr 7,15 7,48

Man sieht hieraus, daß es in Crefeld im Allgemeinen etwas wärmer ist, als in Cleve.

Von besonderem Interesse sind die Wärmemittel der Monate April und Oktober, da die Temperatur dieser Monate auf den Beginn der Frühjahrsbestellung und die Beendigung der Herbstbestellung von großem Einfluß ist. Was zunächst| das Wärmemittel des April betrifft, so nimmt Crefeld unter den 10 rheinischen Stationen die achte, Cleve die letzte Stelle ein; dagegen wird unter allen anderen (mit wenigen Ausnahmen preußischen und norddeutschen) 67 Stationen Cleve nur von 9, Crefeld nur von 2 (Frankfurt a. M. und Altona) übertroffen. Bezüglich des Wärmemittels des November nimmt Crefeld unter den rheinischen Stationen die achte, Cleve die neunte Stelle ein; dagegen wird unter allen übrigen Stationen Cleve nur von 11, Crefeld nur von 2 (Frankfurt a. M. und Sylt in Holstein) übertroffen. Es dürfte hieraus hervorgehen, wie es auch die Erfahrung bestätigt, daß die Feldbestellung hier in der Regel durch die Temperatur keine Behinderung erleidet, wogegen dies wohl durch Mangel oder Überfluß an Regen geschehen kann. Anhaltender Frost tritt selten vor der zweiten Hälfte des Dezember ein, die ersten Frühfröste Mitte November, ausnahmsweise Anfangs November, die letzten Spätfröste Ende April, ausnahmsweise Anfangs Mai. Das Ausfrieren der Saaten ist im Allgemeinen selten.

Die in der Luft vorhandene Feuchtigkeit wird durch die Zahl der Linien gemessen, um welche sie die Quecksilbersäule des Barometers steigert. Diese Zahl beträgt im Jahresmittel

für Cleve 3,18
" Crefeld 3,19

und wird unter 38 preußischen und norddeutschen Stationen, von welchen diese Beobachtungen vorliegen, und von vieren, unter welchen zwei rheinische, übertroffen.

Die Regenhöhe betrug in Pariser Zollen

in dem Jahre in Cleve in Crefeld
1849 30,19 24,18
1850 31,25 22,92
1851 28,39 26,69
1852 33,04 32,69
1853 27,54 25,84
1854 31,74 31,30
1855 25,39 26,56
im Monat in Cleve in Crefeld
1856 29,07 23,38
1857 18,37 13,17
1858 23,73 15,19
1859 30,56 26,95
1860 31,64 23,12
Mittel 28,91 24,47


Die Regenhöhe von Cleve ist eine verhältnißmäßig bedeutende; sie wird unter 94 meist preußischen und norddeutschen Stationen von nur dreien, diejenige von Crefeld dagegen von 19 Stationen übertroffen. Die trockenen Jahre 1857 und 1858 stehen, wie man sieht, sehr bedeutend hinter den übrigen zurück.

Die monatlichen Mittel der Regenhöhe, wie sie aus allen beobachteten Jahren bis 1860 ermittelt worden sind, betrugen in Pariser Linien

im Monat in Cleve in Crefeld
Januar 29,26 22,02
Februar 30,19 24,18
März 22,29 16,94
April 25,34 25,86
Mai 29,49 23,86
Juni 30,09 25,25
im Monat in Cleve in Crefeld
Juli 33,37 27,11
August 30,09 32,98
September 23,69 21,21
Oktober 30,94 27,18
November 25,72 21,53
Dezember 29,10 25,50



Das Mittel der Regenhöhe in den einzelnen Jahreszeiten betrug in Pariser Zollen

im in Cleve in Crefeld
Winter 7,38 5,98
Frühling 6,43 5,55
Sommer 7,80 7,11
Herbst 7,36 5,38
Über die Windrichtungen liegen uns keine genaueren Beobachtungen vor: bei der meist ebenen Lage des Terrains und der geringen Höhe der Berge fehlt es an lokalen Ursachen, welche eine Abweichung| von den allgemeinen Verhältnissen des Niederrheins bedingen könnten. West- und Nordwestwinde herrschen vor.

Obwohl in den letzten zwanzig Jahren viele Waldungen ausgerodet worden sind, so ist doch hiervon ein nachtheiliger Einfluß auf das Klima nicht bemerkt worden: einestheils nämlich konnten diese Waldungen bei der offenen Lage des Kreises nach Norden und Osten vor den aus diesen Himmelsrichtungen wehenden Winden nicht erheblich schützen; anderntheils hat unsere Gegend eher Überfluß, als Mangel an Feuchtigkeit, weshalb es des längeren Festhaltens der Nässe in den Waldungen weniger als anderswo bedarf.

Durch Hagelschlag hat unser Kreis in den letzten Jahren mehr, als früher gelitten. Es hagelte am 11. Juni 1859 in Wallach und Ginderich, am 18. Mai 1860 in Bornheim, Vierbaum und Budberg, am 9. Juni 1861 in Hörstgen, auf der Saalhofer, Alpener, Issumer, Veener und Sonsbecker Bönninghardt, in Hamb, Veen, Labbeck, Ursel, Willich, Hochbruch und Lüttingen; ferner am 14. Juni 1861 in Camperbroich.

Im Allgemeinen können die klimatischen Verhältnisse unseres Kreises als günstig bezeichnet werden; sie gestatten, mit Ausnahme des Weines, den Anbau aller landwirthschaftlichen und forstlichen Gewächse, welche im Preußischen Staate überhaupt gezogen werden. Zwar hat man nach urkundlichen Nachrichten früher in Camp, und angeblich auch auf den Rheurdter Bergen Wein gebaut: es ist indeß nicht bekannt, von welcher Qualität derselbe gewesen ist. Die Erndte der Winter- und Sommerhalmfrüchte reiht sich gewöhnlich aneinander und fällt in die Zeit von Mitte Juni bis Mitte September. Die Heuerndte findet in der zweiten Hälfte des Juni oder der ersten des Juli statt. Die Frühjahrsbestellung beginnt im Anfang oder Mitte April, und dauert, mit Einschluß der Buchwaizensaat bis Mitte Mai; die Herbstbestellung findet in der Zeit vom September bis zum halben Oktober, in den höheren leichteren Lagen auch bis zum November statt.


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