Spruner-Menke Handatlas 1880 Karte 86

Textdaten
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Autor: Theodor Menke, Karl Spruner von Merz u. A.
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Titel: Lateinische Herrschaften im Orient 1210–1311
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aus: Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit
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Auflage: 3. Auflage
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Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Justus Perthes
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Erscheinungsort: Gotha
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Orient. Nr. XI. Lateinische Herrschaften im Orient 1210–1311. Massstab 1 : 5 000 000. Nebenkarten: 1. Achaia, Athen, Bodonitza, Negroponte. Massst. 1 : 2 500 000. – 2. Umgegend von Constantinopel. Mst. 1 : 5 000 000. – 3. Lateinisches Theilungsproject 1204. Massst. 1 : 10 000 000. – 4. Königreich Jerusalem nach dem Frieden 1229. Mst. 1 : 5 000 000. – 5. Die Lateiner in Syrien nach Sultân Baibar’s Tode 1271. Mst. 1 : 5 000 000. – 6. Venetianische Dörfer um Tyrus im Jahre 1243. Mst. 1 : 500 000. Von Th. Menke.

In der Theilungsurkunde von 1204 lese ich im venetianischen Antheil „provintia Colonia cum Chilari Canisia“ statt „provintia Colonia cum Cycladibus Nisia“, wie Tafel-Thomas den Text verbessern zu müssen geglaubt haben. Die Handschriften und die alte französische Übersetzung sowohl wie die Geographie sprechen für das Erstere. Gemeint sind die heutigen Landschaften Kjari, Kolonia, Konitza. Dass die Cycladen und Naxos nicht an Venedig fielen, geht aus der Urkunde selber hervor, die die Dodecanisus den Pilgern zuschreibt. Tafel und Thomas haben zwar Anstoss daran genommen, dass dieselben mitten unter Örtlichkeiten des Festlandes vorkommen, und aus diesem Grunde eine Corruption des Textes angenommen. Da aber nichts Weiteres für diese Annahme spricht, so ist Dodecanisus beizubehalten, und die Schwierigkeit hebt sich, wenn man annimmt, die erste Redaction des Abschnittes pars secunda peregrinorum habe damit geschlossen (daher auch et Dodecanisus) und das südlich von Castoria und Larissa Liegende sei erst bei der zweiten Redaction zugefügt. Von den von Tafel-Thomas nicht gedeuteten Örtern ist Theodoropolis Selybria; es geht dies aus den Notitiae episcopatuum hervor, in denen Theodoropolis vorkömmt, wo Selybria fehlt, und umgekehrt. Sampson heisst noch heutzutage Samsun; es ist das alte Priene. Gehenna, jetzt Jena. Anafartus, jetzt Anafarta. Kerasea, jetzt Kerasia. Miriofitum, jetzt Myriophyto. Brachiolum scheint das heutige Plajar zu sein. Emporium Sagudai muss in der Nähe der letztgenannten Örter zu suchen sein, auf keinen Fall ist mit Bruun an Sugdaea in der Krim zu denken.

Dass Blachia zur Zeit des zweiten Reichstages von Ravenica (1210) zum Königreich Thessalonica gehörte, beweisen die Eingriffe der Regentin Maria (Margareta von Ungarn) in die Rechte des Erzbischofs von Larissa und seiner Suffraganen. Die Ostgrenze dieses Reiches bestimmt sich nach der guten Überlieferung, dass Bonifacius sich 1207 zu Mosynopolis huldigen liess, und nicht nach der spätern Auffassung von Ramon Muntaner, der, indem er eine seiner Zeit bestehende Grenze (s. Orient XIII) im Auge hatte, Christopolis an den Eingang des Königreichs Salonich setzt.

Die Eroberung von Argos durch die Lateiner geschah, wie aus dem Briefe des Pabstes Innocenz III. erhellt, 1210 oder 1211; denn an den Kalenden des Juni 1212 erliess dieser Pabst ein Mandat in einer Rechtssache, die sich auf Gegenstände der dortigen Beute bezog. Selbst wenn die Eroberung, wie Hopf annimmt, 1212 geschehen wäre, bedarf ich wohl nicht der Rechtfertigung deswegen, dass ich Argos als achäische Stadt angesetzt habe. Acrocorinth, Nauplium und Monembasia fielen dagegen nach dem Chronicon von Morea erst im Anfange von Wilhelm’s II. Regierung (1246–1297). Sie waren die Puncte, von denen die Oströmer das Fürstenthum einige Jahrzehnte bedrohten. Dass die beiden ersten Burgen schon von Gottfried I. erobert wurden, hat Hopf Griech. I, 240, offenbar nicht erwiesen.

Die in der Vertheilung Creta’s 1212 erwähnten Ortschaften, die sich übrigens nicht sämmtlich nachweisen lassen, sind in der Chronik des Andreas Cornelius zum Theil richtiger angegeben, als in der Creta sacra. Apanosiurita (nicht Panosiurito) ist das obere Sybrita der alten Geographie, Psichium (nicht Pischro) das alte Psychium, Unicornum (nicht Orna) das alte Inachorium.

Über die Ostgrenze des Reiches des Theodoros Laskaris giebt uns die Überlieferung nicht vollständige Klarheit. Was Nicephorus Gregoras darüber berichtet, ist unhaltbar.

Im Bezug auf Serbien ist v. Engel’s Geschichte ganz unzuverlässig. Die Südgrenzen ergeben sich aus der für Vulcan’s Reich eingerichteten römisch-katholischen Kirchenprovinz.

Das zu dieser Provinz gehörige Albanum ist nach einer mir gütigst mitgetheilten Bemerkung des Herrn Generalconsuls Blau des heutigen Oroschi. Seine Gründe dafür schienen mir bei der Zeichnung dieser Karte entscheidend; doch haben sich später Zweifel dagegen bei mir erhoben.

Auch für das bulgarische Reich giebt die beglaubigte Tradition über die katholischen kirchlichen Verhältnisse, nicht aber die apokryphen Nachrichten über Bisthumsgründungen des H. Saba, die v. Engel als wahre Geschichte vorführt, Anhaltspuncte. Südlich scheint es sich bis zu dem von Nicetas erwähnten Toparchat von Grossblachien erstreckt zu haben, über dessen Umfang sich nichts Genaues bestimmen lässt.

Neustapolis ist nach den Quellenzeugnissen wohl ohne Frage = Istib.

Im ejjûbidischen Syrien stellten sich bei der definitiven Ordnung meiner Aufzeichnungen für diese Karte einige Ungenauigkeiten heraus, die leider nicht mehr auf der Platte geändert werden konnten.

Ob Kala’t er Rûm, der Sitz des armenischen Patriarchen, unter ejjûbidischer Oberhoheit stand, oder, wie es nach Makrizi und Abulfeda scheint, nicht, wage ich nach den mir vorliegenden Quellenzeugnissen nicht zu entscheiden.

Die Nebenkarte „Venetianische Dörfer um Tyrus“ beruht grossentheils auf einer die betreffende Urkunde erklärenden Abhandlung Blau’s, die der Herr Verfasser die Freundlichkeit hatte, mir im Manuscripte mitzutheilen.