Sponsel Grünes Gewölbe Band 3/Tafel 59

Tafel 58 Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 3 (1929) von Jean Louis Sponsel
Tafel 59
Verzeichnis der im Text erwähnten Personen
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TAFEL 59
DER TEMPEL DES APIS.
ALTARÄHNLICHER AUFBAU AUS KALKSTEIN,
VON EINEM OBELISKEN GEKRÖNT UND AUSGESTATTET
MIT MOTIVEN DES ÄGYPTISCHEN GÖTTERGLAUBENS UND
TOTENKULTUS IN GRAVIERUNGEN, GEMMEN, RELIEFS
UND FIGUREN DER VERSCHIEDENSTEN STOFFE
UND TECHNIKEN UND AUFS REICHSTE
MIT EMAIL UND JUWELEN VERZIERT.
AUF ZWEI GEMMEN DIE JAHRESZAHLEN 1729 und 1731
UND AUF EINER INSCHRIFTPLATTE: 1731.
VON MELCHIOR BEGONNEN UND
VON SEINEM SOHN JOHANN FRIEDRICH DINGLINGER
FERTIGGESTELLT
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[Ξ] Der Tempel des Apis von Melchior und Johann[WS 1] Friedrich Dinglinger. Altaraufbau mit Darstellungen des ägyptischen Gottesdienstes. – Ein auf drei gravierten silbervergoldeten Stufen, in deren Mitte oben ein Pentagramm, stehender Unterbau mit schräg vorgezogenen Eckpfeilern aus graugelbem Pappenheimer Marmor ist mit vergoldetem Silber belegt und auf der Deckplatte mit Kultfiguren geätzt, sowie am Gesimsfries mit querovalen Gemmen aus Achat und Chalzedon besetzt, auf denen die Zeichen des ägyptischen [284] Kultus eingeschnitten sind. In deren Mitte ein Kameo mit grün gefärbtem Adler in einem Smaragdreifen. Das Gesims ist mit zwei Reihen von kleinen Rubinen besetzt, darunter hängen abwechselnd Korallen und Achatperlen. Der Vorderteil des Unterbaues ist mit neun geätzten Platten zwischen mit silbervergoldeten ausgestochenen und schwarz ausgefüllten Kultfiguren besetztem Rahmen bedeckt. Die Platten sind mit Szenen des ägyptischen Gottesdienstes geätzt und der Hintergrund rot gefärbt. Der darüber stehende Aufbau mit schräggestellten Eckpfeilern und Volutengiebel aus Pappenheimer Marmor ist mit vergoldeten Silberplatten bedeckt, die wieder mit Schriftzeichen, Figuren und Hieroglyphen geätzt sind und deren Eckpfeiler mit geschnittenen Gemmen aus Karneol und an den Stirnseiten, ebenso wie auch der Fries, in Nischen aufgelöst und darin mit emaillierten Relieffiguren besetzt sind. Das Kapitäl der Eckpfeiler ist mit je drei kleineren Kanopen besetzt, davon die seitlichen mit emaillierten Köpfen und Juwelenschmuck. Vor und neben den Eckpfeilern stehen je drei Kanopuskrüge, der größere auf dem Unterbau und der kleinere außen am Eckpfeiler aus Achatonyx, die Köpfe emailliert und mit Edelsteinen besetzt, der kleinere innen am Eckpfeiler mit Reliefs, Kameen und Edelsteinen bedeckt, aus emalliertem Gold. Dazwischen steht auf einer Vorkragung des Eckpfeilers etwas höher eine männliche Figur aus Pappenheimer Marmor, die emailliertes Opfergerät trägt. An den schmalen, seitlichen Außenwänden je zwei geätzte Platten und ein geschnittenes Götzenbild aus gleichem Kalkstein. Die Vorderwand ist in drei Zonen geteilt, die untere bildet eine Nische, darin die Rückwand mit Hieroglyphen bedeckt und vor den Seitenwänden je drei kleine Kanopen mit Goldköpfen; in dem ganzen Raum steht ein Kahn, wieder aus Pappenheimer Marmor, mit vergoldetem Silber und mit Edelsteinen bedeckt, auf dem von zwei menschlichen Gestalten ein edler dunkelgefärbter Apisstier unter durchbrochenem Baldachin zum Tempel gefahren wird. (Diese Gruppe und die Kanopen sind angeregt durch die Abbildungen bei B. de Montfaucon, l’antiquité expliquée et representée en Figures . . Paris 1719. 22.) Das Nilwasser wird angedeutet durch zwei emaillierte und auf dem Rücken mit Brillanten ausgefaßte Krokodile. Eine vorgeschobene Kalksteinstufe unter dem Kahn ist mit drei Juwelenschmuckstücken ausgestattet, in deren Mitte ein Skarabäus aus Onyx. Darüber eine 17x42 cm große geschnittene Reliefplatte aus Sardonyx, darauf ist die Verehrung der Göttin Isis dargestellt. Der silbervergoldete Rahmen der Platte ist reich mit hellen Farbsteinen besetzt. Unten in der Mitte vor diesem Rahmen sitzt ein Knabe mit Füllhorn aus Kalkstein, seitlich flankiert von einer Eule und einem Hund über zwei Smaragden in Tropfenform. Über der Platte ein Steinschmuckstück aus Chrysolithen, Diamanten, Amethysten, Smaragd und großem Chrysopras, von einer Adlerbüste überragt, deren Kopf ein monströse Perle, zwischen zwei seitlich knieenden Ägyptern aus Kalkstein. Darüber eine runde, in matten Farben bemalte Emailplatte mit Darstellung von ägyptischen Gottheiten. Die Emailplatte ist gekrönt durch einen großen Amethyst in Tulpenform, dieser ist inkrustiert mit einem Chrysolith und überragt von einem Hyazinth, ferner flankiert von zwei großen Smaragden in Tropfenform. Auf dem Sockelgesims des Obelisken sitzt vorn ein von zwei silbernen Schlangen gehaltener weißer Jaspis. – Unter diesem Sockelgesims ist auf beiden Seiten je eine silbervergoldete Platte aufgelegt mit gravierter lateinischer Inschrift. Links die Widmung, rechts die Signatur: Invenit Struxit Ornavit / Potentissimi Poloniarum Regis / Friderici Augusti / Primus Operis Gemmati Artifex / Johannes Melchior Dinglinger / Dresdae / A. D. S. MDCCXXXI.

Auf dem Giebel des altarartigen Aufbaues zwei Sphinxe und zwei Hermen aus gelbem Marmor und in der Mitte ein Obelisk aus Kalkstein, der mit geätzten Hieroglyphen bedeckt ist, auf dessen Spitze ein goldner, weiß emaillierter Ibis. Der Sockel des Obelisken gleichfalls mit Figuren aus Kalkstein besetzt, die oberste mit Gold beschlagen und mit Smaragden geschmückt. – Angeblich eine Kopie des sog. Lateranischen Obelisken des Königs Rhamses. – Vor dem Unterbau eine Platte, auf deren Sockel in der Mitte eine Emailplatte mit der Inschrift „Aegyptus sacra Augusto Sacra“, seitlich zwei runde Karneole, auf denen rechts der litauische Reiter und links der polnische Weiße Adler aufsitzen, darüber eine von zwei emaillierten Ibisvögeln flankierte ovale Karneolplatte, auf der die mit Brillanten ausgefaßten Buchstaben ARP aufsitzen, unter einer mit Brillanten ausgefaßten Königskrone, mit dem darunterhängenden polnischen Weißen Adlerorden. – Auf zwei Gemmen: J. M. D. und die Jahreszahlen 1729 und 1731. Ferner auf der silbervergoldeten Deckplatte zwischen den geäzten Bildern zweimal: Dresden und J. M. D. F. – Das Ganze steht auf einem Sockel, dessen Stufen mit geätzten silbervergoldeten Platten bedeckt sind. – Das Stück wurde erst 1738, lange nach M. Dinglingers Tod († 1731) angekauft. (H. 195 – VIII. 202.)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Johannn