Sponsel Grünes Gewölbe Band 3/Tafel 54

Tafel 53 Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 3 (1929) von Jean Louis Sponsel
Tafel 54
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TAFEL 54
DAS DIANABAD. OVALE ZIERSCHALE AUS CHALZEDON
MIT THRONENDER DIANA AUS ELFENBEIN, IN GOLDENER,
AUFS REICHSTE MIT EMAILLIERTEN VERZIERUNGEN,
EMAILGEMÄLDEN, FIGURALEN MOTIVEN UND
JUWELEN AUSGESTATTETER FASSUNG.
HAUPTWERK VON MELCHIOR DINGLINGER
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[274] Das Bad der Diana, von Melchior Dinglinger. Auf dem ovalen goldenen Sockel der Zierschale liegt ein emaillierter Hirschkopf mit goldenem Geweih, das zugleich mit einem Baumstamm eine ovale glatte Schale aus Chalzedon trägt. Über dem Rand der einen Schmalseite der Schale sitzt vor einer goldenen Nische Diana mit einem Putto aus Elfenbein; über der Nische unter einer gelagerten Sphinx ein mit durchsichtigem roten Email überdeckter Baldachin. Darunter in der Schale kriecht noch ein ganz kleiner Putto. Seitlich der Nische zwei Delphine aus emailliertem Silber, aus deren Rachen silberne Wasserfluten zur Schale herab ausgespieen werden. Auf dem gegenüber befindlichen goldnen Ausguß sitzt über grün emailliertem Jagdmantel auf Bogen und Köcher ein schwarz emaillierter Jagdhund als Wache. Nach innen kommt aus einer Maske wieder silbernes Wasser nach der Schale geflossen. Darunter an der Schale vorn liegt ein goldner, von Diamantreifen eingefaßter Rahmen, oben von einer silbernen Faunsmaske gekrönt, in dessen ovalem Feld ein weibliches Brustbildnis mit der Inschrift „Mera en chien“ (die von Diana zur Strafe in eine Hündin verwandelte Nymphe). – An den Breitseiten sitzen auf dem Schalenrand, außen mit silbernen Diamantenbuketts verziert, zwei kleine Konsolen mit Schalen, auf denen Toilettegeräte der Diana ruhen. Der goldne ovale schüsselartige Kelch unter der Schale ist mit silbernen Masken und Zierschildern, Festons und seitlich zwei ovalen Emailfeldern besetzt, auf deren einem ein Bär zu sehen ist, mit der Devise „L’effet cruel de la jalousie“ und auf dem anderen ein Hund mit der Devise „La punition suit le crime“. Unter dem Kelch ein silbernes, blau emailliertes Schlußstück mit Diamantbesatz, daran eine Perle hängt. Auf der Rückseite der goldnen, mit Bandwerk in Email geschmückten und am Rand mit Diamanten ausgefaßten Nische eine silberne Neptunsmaske vor einem mit Schiffergerät aus Stahl geschmückten Schild. Darunter ist der Rand der Schale mit dem Kelch durch einen goldnen Rahmen verbunden, der mit einem ovalen Emailmedaillon geschmückt ist, darauf das Brustbildnis einer Jägerin und die Unterschrift „Caliston en Ourse“. Der Sockel hat eine als Waldboden emaillierte Deckplatte, darauf eine Schlange und eine Schildkröte aus Silber, mit Diamanten ausgefaßt. Der auf diesem Boden neben einem Baum liegende Kopf des Hirsches (Aktäon) ist von zwei Hunden umsprungen, die Fleischstücke aus seinem Körper verschlingen. Auf dem geschweiften goldnen Rand des Sockels die Inschrift aus aufgelegten Stahlschriftzeichen „Discretion Sert Effronterie Perd“ in Versalien. Das Ganze ist reich mit Diamanten, Perlen und goldnen wie silbernen Schmuckteilen besetzt. (H. 38 – VIII. 305.) – Melchior Dinglinger ließ sich mit diesem Zierstück in der Hand von dem Berliner Hofmaler Antoine Pesne porträtieren. Das Bild ist verschollen. Ein darnach hergestellter Kupferstich von Joh. Georg Wolffgang in Berlin trägt die Jahreszahl 1722.