Sponsel Grünes Gewölbe Band 3/Tafel 49

Tafel 48 Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 3 (1929) von Jean Louis Sponsel
Tafel 49
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TAFEL 49
DREI ZIERGEFÄSSE VON MELCHIOR DINGLINGER: DER
VOGEL ROCKH AUS SARDONYX, DIE CHALZEDONSCHALE
MIT DEM SPRINGENDEN PFERD, DIE ACHATSCHALE MIT
DEM KINDERBACCHANAL AUS GOLDEMAIL UND
MONSTRÖSEN PERLEN. ALLE DREI STÜCKE REICH
VERZIERT MIT EMAIL UND JUWELEN
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[264] 1. Links: Der Vogel Rockh von Melchior Dinglinger. – Der Körper eine halbeiförmige Sardonyxschale mit Deckel; die glatte Schale hat vorn, in leichtem Relief geschnitten, eine Halbfigur mit Fischflossen und Teufelsflügeln, der Kopf des Teufels, aus Gold gebildet, bildet zugleich den Brustschmuck des aus Sardonyx geschnittenen Halses und Kopfes des Fabeltieres. Der Deckel ist in Relief mit Schuppen bedeckt, ihm sind seitlich je zwei Flügelpaare, eins aus Sardonyx, das andere darunter sitzende aus grün emailliertem Gold angeheftet, ebenso sind die Beine mit ihren grün emaillierten Federn aus Gold hergestellt. Der Vogel tritt auf zwei Schlangen auf der ovalen, als Waldboden emaillierten Deckplatte des geschweift aufsteigenden, in drei Zonen emaillierten und mit zwei Reihen von Diamantrosen besetzten goldnen Sockels, an dem drei mit Diamantrosen ausgefaßte Tiere aus Silber kriechen, zwei Eidechsen und eine Schildkröte. Auf dem Rücken sitzt, über hellblau emaillierter Schabracke, eine goldemaillierte kleine weibliche Gestalt in orientalischem, blau weiß und braun geblümten Mantel, die einen gekrönten, durchsichtig rot emaillierten, von Diamantranken umspielten Schild mit dem aufgelegten Monogramm AR, Augusts des Starken, hält. Die Körperteile sind weiß emailliert, das Haar nur Gold. (H. 30 – VI. 93.)


2. Mitte: Ovale Chalzedonschale auf hohem, S-förmig geschweiften, mit vielen emaillierten Ranken umgebenen silbervergoldeten Schaft und ovalem Sockel. Auf der hinteren Schmalseite der Schale ein aus Ranken gebildeter Aufsatz, der vom Rand aus nach innen ragt, darauf ein springendes, braun emailliertes Pferd mit polnischer Schabracke. Auf dem Schalenrand kriechen aus den Ranken zwei emaillierte Hunde vor. Hinten bildet ein barocker Rollwerkschild die Verbindung mit dem die Schale tragenden Kelch. Darin ein polnischer Reiter, emailliert auf ovalem Feld. In halber Höhe des Schaftes der polnische weiße Adler, der eine mit Diamantrosen ausgefaßte Krone über einem Kissen trägt. Darunter auf der Rückseite der polnische Weiße Adlerorden unter einer goldnen Löwenmaske und vor einer Eidechse, am Sockel ein aufgelegter Rollwerkschild mit dem Monogramm Augusts des Starken. Das Ganze reich mit Ornamenten, Tieren und Edelsteinen geschmückt. – Nach dem Inventar von 1733 zusammen mit seinem Gegenstück, VI, 114, das nur durch ein schreitendes Pferd von jenem unterschieden ist, erworben. Das abgebildete Stück wurde 1924 an den Verein Haus Wettin A. L. E. V. abgegeben. (H. 29 – VI. 109.)


3. Rechts: Flache, fast ovale Schale aus orientalischem Achat auf hohem Schaft über einer bauchigen Vase von goldenem verschlungenen, teils emaillierten und teils mit Diamantrosen ausgefaßten Bandwerk, darin unter einer emaillierten Frauenbüste neben einem Steckenpferd ein kletterndes Kind mit Rücken aus monströser Perle. Der ovale, goldene Sockel mit einer Achatdeckplatte hat zwischen zwei Reifen von Diamantrosen aufgelegte Schweifwerkranken mit Masken und je ein Schild mit Frauenbüste. Auf dem goldenen Deckel ist dessen Rand in gleicher Art, doch reicher und mit mehr losgelösten Ranken verziert. Er umfaßt mit einem Diamantreifen eine als Waldboden emaillierte Platte, auf die in emaillierten Figuren ein sog. Kinderbacchanal mit einer Vase auf Sockel, einer umgestürzten Pansherme, einem liegenden Ziegenbock und zwei Hunden, sowie drei spielenden Kindern aufgesetzt ist. Die Körper der Kinder sind mit monströsen Perlen ausgelegt. Auf einer Steinplatte neben dem Vasensockel die Inschrift „Seria nescit turba minuta“. Unter der Schale auf der Rückseite ein gekrönter Schild mit dem Monogramm AR. Oben auf der Seite der Herme in Email die Inschrift „J. M. Dinglinger, Inv. Dresden. MDCCXI.“ (H. 32,5 – VI. 98.)