Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Speisereste im Sommer
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 447
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[447] Speisereste im Sommer. In der warmen Jahreszeit verderben unsere Speisen besonders leicht, und es ist keine geringe Verantwortung für die Hausfrau, in der Leitung der Wirtschaft diesem Umstand gerecht zu werden. Vor allem ist die Schädigung der Gesundheit durch verdorbene Speisen in Betracht zu ziehen. Durch die Zersetzung der Nahrungsmittel bilden sich in denselben Gifte, welche sehr schwere Erkrankungen und unter Umständen selbst den Tod verursachen können.

Als leicht verderblich und im Sommer besonders gefährlich sind zunächst die Fischgerichte hervorzuheben. Ein frisch geschlachteter und sofort zubereiteter Fisch bildet eine gesunde Nahrung, aber nicht bloß das rohe, auch das gekochte oder gebratene Fischfleisch zersetzt sich rasch. An warmem Orte kann es schon in Stunden die schlimmsten Eigenschaften annehmen, und es sollte darum als Regel gelten, Fischreste, die vom Mittag übrig geblieben sind, noch am Abend desselben Tages zu verzehren. Noch leichter verderben Krebse. Gekochte und längere Zeit stehen gebliebene Krebse haben oft zu Erkrankungen Anlaß gegeben, so daß selbst Behörden sich veranlaßt sahen, warnend auf diesen Umstand hinzuweisen.

Durch besondere Neigung zu raschem Verderben zeichnen sich ferner die Büchsenkonserven aus, nachdem die Büchse geöffnet worden ist. Namentlich bei Sardinen in Oel sollte man vorsichtig sein und in einer einmal geöffneten Büchse während des Sommers nichts für den folgenden Tag aufheben. Dasselbe Verfahren ist auch beim Hummer zu beobachten.

Was die übrigen Speisen anbelangt, so sollte es die Hausfrau sich angelegen sein lassen, daß Reste von gekochtem und gebratenem Fleisch, von Milchspeisen u. dergl. möglichst kurz aufbewahrt werden. Je rascher man sie verbraucht, desto besser ist es. Verdorbene Speisen verursachen nicht immer so schwere Vergiftungen, daß allgemeines Aufsehen erregt wird, wohl aber führen sie häufig Störungen der Verdauungsthätigkeit herbei, die namentlich in der heißen Jahreszeit stets etwas Bedenkliches haben. Dies muß die Hausfrau als Vorstand der Küche zu verhüten suchen, und die Familie kann nur gewinnen, wenn die gesundheitlichen Grundsätze während des heißen Sommers möglichst streng gehandhabt werden.

Speisen und Speisereste, die verdächtig aussehen oder riechen, muß man unbedingt vernichten. Es herrscht vielfach die Unsitte, daß solche verdächtige Nahrungsmittel anderen Personen, Aufwartungen, weniger bemittelten Leuten aus der Bekanntschaft zur beliebigen Verwendung umsonst überlassen werden. Das ist eine sehr gefährliche Art von Wohlthätigkeit, und wir möchten die Hausfrauen darauf aufmerksam machen, daß eine solche Handlung unter Umständen eine gerichtliche Bestrafung der „wohlmeinenden“ Geberin nach sich ziehen kann. Alle diese Unannehmlichkeiten sind jedoch zu vermeiden, wenn die Hausfrau beim Einkaufen und Kochen im Sommer stets einen möglichst raschen Verbrauch der Speisen im Auge behält.