Textdaten
Autor: Franz von Assisi
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Titel: Sonnen-Gesang
Untertitel:
aus: Liebes-Kämpfe des heiligen Franziscus von Assisi. In: Der Katholik; eine religiöse Zeitschrift zur Belehrung und Warnung, Bd. 20, 6. Jg. 4. Heft, 1826, S. 1–13
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1224/1225
Erscheinungsdatum: 1826
Verlag: Le Roux
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Erscheinungsort: Straßburg
Übersetzer: [anonym] Johann Friedrich Heinrich Schlosser
Originaltitel: Cantico delle creature
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons = UB Tübingen oder MDZ München = Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: 4065423-0
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[12] Sonnen-Gesang.

Höchster, Allmächtiger, gütiger Herr!
Dein ist der Preiß, die Herrlichkeit, die Ehre, und jegliche Benedeiung.
Dir allein gebühren sie:
Und kein Mensch ist würdig Dich zu nennen.

Gepriesen sey Gott, mein Herr, mit allen Creaturen, vornehmlich mit unserm edeln Bruder, der Sonne:
Welcher den Tag wirkt, und uns leuchtet durch sein Licht.
Und schön ist er, und strahlend in großem Glanze:
Von dir, o Herr, ist er das Sinnbild.

Gepriesen sey mein Herr, um unsrer Schwester willen, des Mondes, und um der Sterne willen:
Welche er am Himmel geformet hat klar und schön.

Gepriesen sey mein Herr, um unsers Bruders, des Windes, und um der Luft willen, und der Wolken, und der heitern, und jeglicher Zeiten:
Durch welche Du allen Creaturen Erhaltung schenkest.

[13] Gepriesen sey mein Herr, um unsrer Schwester willen, des Wassers:
Welche sehr nützlich ist, und demüthig, und köstlich, und keusch.

Gepriesen sey mein Herr, um unsers Bruders willen, des Feuers, durch welchen du die Nacht erhellest:
Und er ist schön, und freudig, und sehr stark, und gewaltig.

Gepriesen sey mein Herr, um unsrer Mutter willen, der Erde:
Die uns ernährt, und beherrschet, und mannigfaltige Früchte gebiert, und farbige Blumen, und Kräuter.

Gepriesen sey mein Herr, um deren willen, welche verzeihen aus Liebe zu Dir, und Schwachheit dulden und Anfechtung:
Selig Diejenigen, welche dulden in Frieden, denn von Dir, o Höchster, werden sie gekrönet werden.

Gepriesen sey mein Herr, um unsrer Schwester willen, des leiblichen Todes:
Welchem kein lebender Mensch entrinnen kann.
Wehe Dem, welcher in einer Todsünde verstirbt.
Selig Diejenigen, welche ruhen in Deinem allerheiligsten Willen:
Denn ihnen kann der zweite Tod kein Uebel thun.

Preiset und benedeiet meinen Herrn, und saget ihm Dank:
Und dienet ihm in großer Demuth.

Anmerkungen (Wikisource)

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Weitere Ausgaben dieser Übersetzung:

  • Leben und Regel des heiligen Franziskus von Assis. Aus dem Lateinischen treu übersetzt von Herenäus Haid. 2 Bände, Giel, München 1828–1829, Bd. 1, S. XI–XIII MDZ München
vgl. Band 2, S. 229: „Der italienischen Sprache selbst nicht mächtig, gaben wir sie [d. i. die Lieder des Franz von Assisi] in der Uebersetzung des Herrn Schlossers, die J. Görres in den Katholiken aufnahm, und welcher er seinen Commentar: ‚der heilige Franziskus von Assisi ein Troubadour‘ beyfügte“. MDZ München

Schlosser veröffentlichte 1842 eine überarbeitete Fassung unter dem Titel „Gesang von den Geschoepfen gewöhnlich überschrieben von dem Bruder Sonne“. Die zwei anderen Gesänge „In foco amor mi mise“ und „Amor, de caritate“ erscheinen hier unter dem Namen des Jacopone von Todi (gest. 1306), und nicht mehr unter dem des Franz von Assisi:

  • Friedrich Schlosser, Eduard Steinle (Hg.): Die Lieder des Heiligen Franciscus von Assisi. Andreae, Frankfurt am Main 1842, S. 18–23 MDZ München = Google (italienisch-deutsch, lateinisch S. 91–93)
  • Johann Joseph von der Burg (Hg.): Beati Patris Francisci Assisiatis Opera Omnia secundum editionem Fr. Lucae Waddingi. Heberle, Köln, Bonn und Brüssel 1849, S. 150–153 Google, MDZ München = Google (italienisch-lateinisch-deutsch, nicht bei V. Kapp aufgeführt)
  • Frédéric Ozanam: Italiens Franciskaner-Dichter im dreizehnten Jahrhundert. Deutsch mit Zusätzen hrsg. von Nikolaus Heinrich Julius. Theissing, Münster 1853, S. 72–75 MDZ München = Google (nicht bei V. Kapp)
  • Die Lieder des heiligen Franziskus von Assisi. Diederichs, Jena 1910 Princeton-USA*
  • Sonnengesang. Verlag „Die Fähre“, Bern 1949

Vgl. Volker Kapp: Bibliographie der deutschen Übersetzungen aus dem Italienischen von den Anfängen bis zur Gegenwart: Teil 2: Von 1730 bis 1990. Berlin 2005, S. 588–589 Google.