Sollt ich meinem Gott nicht singen?
223. Mel. Lasset uns den Herren preisen.
SOlt ich meinem Gott nicht singen? Sollt ich ihm nicht danckbar seyn? Dann ich seh in allen dingen / Wie so gut ers mit mir meyn. Ist doch nichts als lauter lieben / Das sein treues hertze regt / das ohn Ende hebt und trägt / Die in seinem dienst sich üben. Alles ding währt seine zeit: Gottes lieb in ewigkeit.
2. Wie ein adler sein gefieder Vber seine junge streckt: Also hat auch hin und wieder Mich des Höchsten arm bedeckt, [423] alsobald im mutterleibe / Da er mir mein wesen gab / Vnd das Leben / das ich hab / Vnd noch diese stunde treibe. Alles ding währt seine zeit: Gottes Lieb in ewigkeit.
3. Sein Sohn ist ihm nicht zu theuer / Nein er gibt ihn für mich hin / Daß er mich vom ewgen feuer Durch sein theures blut gewinn. O du unergründter brunnen / Wie wil doch mein schwacher geist / ob er sich gleich hoch befleist / Deine tief ergründen können? Alles ding währt seine zeit, Gottes lieb in ewigkeit.
4. Seinen Geist den edlen führer Gibt er mir in seinem wort / Daß er werde mein regierer Durch die Welt zur himmelspfort / Daß er mir mein hertz erfülle Mit dem hellen glaubensliecht / Das des todes macht zubricht / Vnd die hölle selbst macht stille. Alles ding währt seine zeit: Gottes Lieb in ewigkeit.
5. Meiner seelen wolergehen Hat er ja recht wol bedacht / Wil dem leibe noth zustehen / Nimmt ers gleichfals wol in acht / Wann mein können, mein vermögen Nichts vermag / nichts helfen kan / kömt mein Gott und hebt mir an Sein Vermögen beyzulegen. Alles ding währt
seine zeit: GOttes Lieb in Ewigkeit.
6. Himmel / erd und ihre heere Hat er mir zum dienst bestellt / Wo ich nur mein Aug hinkehre / Find ich / was mich nehrt und hält / Thier und kräuter / und Getreyde In den gründen / in der höh / In den püschen / in der See / Vberall ist meine weyde: Alles ding währt seine zeit: Gottes Lieb in ewigkeit.
7. Wann ich schlafe / wacht sein sorgen / Vnd ermuntert mein gemüth / Daß ich alle lieben morgen Schaue neue lieb und güt. Wäre mein Gott nicht gewesen / Hätte mich sein angesicht Nicht geleitet / wär ich nicht Aus so mancher angst genesen. Alles ding währt seine zeit: Gottes Lieb in ewigkeit.
8. Wie so manche schwere plage Wird vom Satan rumbgeführt / Die mich doch mein lebetage Niemals noch bisher gerührt. Gottes Engel / den er sendet / Hat das böse, was der feind Anzurichten war gemeynt / In die ferne weggewendet. Alles ding währt seine zeit: Gottes Lieb in ewigkeit.
9. Wie ein vater seinem kinde Sein hertz niemals ganz entzeucht / Ob es gleich bisweilen sünde Thut / und aus [425] der bahne weicht: Also hält auch mein verbrechen Mir mein frommer GOtt zu gut / Will mein Fehlen mit der ruth / Vnd nicht mit dem schwerte rächen. Alles ding währt seine zeit: Gottes Lieb in ewigkeit.
10. Seine strafen / seine schläge / Ob sie mir gleich bitter seynd: Dennoch wenn ichs recht erwege / Sind es zeichen / daß mein freund / Der mich liebet / mein gedencke / Vnd mich von der schnöden welt / Die uns hart gefangen hält / Durch das creutze zu ihm lencke. Alles ding währt seine zeit: Gottes Lieb in ewigkeit.
11. Das weiß ich fürwahr und lasse Mirs nicht aus dem sinne gehn / Christencreutz hat seine masse / Vnd muß endlich stille stehn / Wann der winter außgeschneyet / Trit der schöne sommer ein: Also wird auch nach der pein / Wers erwarten kan / erfreuet. Alles ding währt seine zeit: Gottes Lieb in ewigkeit.
12. Weil dann weder ziel noch ende Sich in Gottes liebe findt / Ey so heb ich meine hände Zu dir / Vater / als dein kind. Bitte / wollst mir gnade geben Dich aus aller meiner macht Zu umbfangen tag und nacht Hier in meinem [426] gantzen leben / bis ich dich nach dieser zeit / lob und lieb in Ewigkeit.