Skizzen aus dem Zollparlament/1. Das Local und die Plätze der verschiedenen Parteien

Textdaten
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Autor: H. Becker
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Titel: Das Local und die Plätze der verschiedenen Parteien
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aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 309–311
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Skizzen aus dem Zollparlament.
1. Das Local und die Plätze der verschiedenen Parteien.

Bekanntlich ist der Reichstag des Norddeutschen Bundes vorläufig beim preußischen Herrenhause untergebracht, in dessen Saal die Sitzplätze mit knapper Noth bis auf zweihundertsiebenundneunzig vermehrt sind. Das Zollparlament darin zu versammeln, war unmöglich; man hat also hierzu das am Dönhofsplatze, einem der größeren freien Plätze Berlins, gelegene Abgeordnetenhaus bestimmt und deshalb in diesem wiederum einige Aenderungen vornehmen müssen.[1]

Das Sitzungsgebäude des Zollparlaments.

Das Sitzungsgebäude des Zollparlaments unterscheidet sich äußerlich kaum von den größeren herrschaftlichen Häusern des vorigen Jahrhunderts. Es ist drei Stock hoch, vorausgesetzt, daß die acht und einen halben Fuß hohen Zimmer, welche über dem Erdgeschoß liegen, für ein Stockwerk gelten können. Tritt man durch den Thorweg ein, so hat man vor sich den innern Hof, hinter dem der Saalbau liegt, zu welchem eine breite Treppe und dreifache Thüren führen. Neben dieser Treppe ist rechts ein tief liegender Eingang, der durch einen langen Gang zu den öffentlichen Tribünen des Saales führt. Vom Vorderhause kann man aber auch durch die Seitengebäude rechts und links zum Saale gelangen. Rechts vom Hausflur hat man die Stube des Portiers und einige jetzt wenig benutzte Räume, welche mit der Restauration zusammenhängen. Gleich vorn bei der Portierstube liegt die Treppe, die das Publicum in die Kanzlei führt, welche in dem erwähnten niedrigen Stockwerk schlecht genug untergebracht ist. Im dritten Stock sind Abtheilungs- und Commissionszimmer, im vierten Stockwerk wohnt der Bureaudirector. Links vom Hausflur befindet sich zunächst straßenwärts das Postbureau und hofwärts das Telegraphenamt. Daneben sind zwei große Zimmer, in denen die Journalisten ihre Sitzungsberichte auszuarbeiten pflegen. Eins davon ist sehr wenig hell und dient obenein als Durchgang zu dem linken Seitenflügel. Zu diesem kann man auch aus dem Nachbarhause, in welchem [310] das geheime Civilcabinet des Königs ist, gelangen. Es ist dort eine besondere Hausthür gebrochen, durch welche die Minister und jetzt die Bundesräthe vorzugsweise ihren Weg nehmen, denn deren Räume liegen auf der linken Seite des Gebäudes. Dort haben sie auch im Seitenflügel ihren großen Conferenzsaal, der ursprünglich dem stenographischen Bureau diente. Nachdem im vorigen Jahre die Stenographen zwei Arbeitszimmer hinter dem Hauptsaale erhalten hatten, wurde dieser Saal zur Zeitungshalle eingerichtet. Des Zollparlaments wegen ist diese jetzt in den Neubau hinter der Restauration mit der Aussicht auf den alten Festungsgraben und den Spielplatz der Gewerbeschule verlegt. Es war das unvermeidlich, weil sonst kein für die achtundfünfzig Bundesräthe ausreichender Raum nahe dem Parlamentssaale und der Kanzlei vorhanden ist, zu welcher hier ein zweiter Aufgang, eine eiserne Wendeltreppe, führt. Ueber diesem großen Conferenzsaale liegen noch zwei Abtheilungszimmer und der Gang zur Hof- und zur Diplomatenloge. Auch dorthin gelangt man mittels der Wendeltreppe.

Da wir nicht zum Bundesrathe gehören, so gehen wir über den Hof, die breite Treppe hinauf, durch eine der drei Thüren, durch ein kleines Vorhaus und kommen so in einen Flur, der nach rechts und links führt. Dem Eingang gegenüber ist eine eiserne Thür, durch die man zu den übrigen reservirten Tribünen oder Logen gelangt. Rechts führt der Gang zur Restauration, links zum Sitzungssaale, auch zu den Räumen der Bundescommissarien und endlich zu einer dritten Treppe, welche den Haupteingang zur Bibliothek und den einzigen Eingang zu derselben für Alle bildet, die nicht direct aus dem Sitzungssaale zu ihr hinaufgehen. Der linke Theil dieses Flurs, der in seiner Länge quer vor dem größten Theile des Hintergebäudes liegt und fast den ganzen Verkehr zwischen den verschiedenen Räumen vermittelt, dient zugleich als Garderoberaum.

Der Parlamentssaal ist im Innern, also ohne die Tribünen, die nirgend über die untere Umfassungswand hineinragen, vierundvierzig Fuß breit und doppelt so lang. Er ist hoch und hell; sein Tageslicht empfängt er von den Tribünen an der Nord- und Ostseite und vom Dache. Als er im vorigen Jahre um zwanzig Fuß verlängert wurde, hat man ihn ohne Luxus, aber in würdigem Stile ausgestattet, die Farben sind sehr gut gewählt und bei Gasbeleuchtung gewährt er sogar einen glänzenden Anblick. Früher war er wegen schlechter Heizung und Lüftung verrufen. Diese Uebel wurden im vorigen Jahre auch beseitigt. Die Einrichtungen, welche die Herren Elsner und Stumpf zu diesem Zwecke angebracht, haben sich, sobald die Bedienungsmannschaft damit umzugehen wußte, im Ganzen vortrefflich bewährt. In einer Höhe von ungefähr neun Fuß vom Boden liegt ein durchbrochener Fries, aus welchem gewärmte und kalte Luft einströmen kann. Außerdem sind in den vier Ecken des Saales Heizungsröhren angebracht, durch deren Verkleidung diese Ecken abgestumpft sind.

Der Präsident hat seinen Platz nicht, wie im englischen Unterhause, an der dem Haupteingange gegenübergelegenen schmalen Wand und die Mitglieder sitzen nicht blos längs den beiden Langwänden, rechts und links, sondern er hat seinen Hochsitz in der Mitte einer Langwand und die Versammlung theils zu beiden Seiten, theils auch vor sich. An der andern Langwand, dem Präsidialbureau gegenüber, sitzen die Bundesräthe hinter einem langen, nur auf der rechten Seite einmal durch einen Gang unterbrochenen Tische. Im preußischen Abgeordnetenhause haben die Minister nur das mittlere Stück inne, und unmittelbar daneben befinden sich rechts und links für die Abgeordneten drei Bänke, die der Wand entlang stehen. Diese Bänke haben jetzt vor den zahlreichen Bundesräthen weichen müssen. Es sind dadurch für die Abgeordneten einundzwanzig Plätze auf jeder Seite des Ministertisches, also im Ganzen zweiundvierzig Plätze, verloren gegangen. Die Hälfte rechts gehörte den Freiconservativen, die Hälfte links den Nationalliberalen. Außer den Plätzen auf dem Präsidialbureau hat das Abgeordnetenhaus vierhundertachtunddreißig Sitzplätze, für das Zollparlament sind also dreihundertsechsundneunzig Plätze vorhanden, vierzehn über den Bedarf. Für diese Plätze dienen einfache Bänke mit Sitzen aus Stuhlrohr und gepolsterten, roth überzogenen Rücklehnen. Wenn das Haus sich leert, so wird das durch diese scharfhervorleuchtenden Polster sofort bemerklich. Die Bänke, welche rechts und links von dem langen Hauptgange stehen, haben sechs Plätze, die übrigen, welche mit dem einen Ende die Wand berühren, fünf. In der Mitte des Saales vor den Bänken stehen zwanzig Stühle, je einer rechts und links an der Rednerbühne, je sechs weiter rechts und links und sechs im eigentlichen Centrum. Von diesen Stühlen sind die letzteren sechs am gesuchtesten, weil sich zwischen je zweien ein Tischchen befindet. Vor den Plätzen in den Bänken hängen Brettchen, die sich aufklappen lassen und dann einen Tisch ersetzen sollen. Für die Zuhörer in der Kirche würden dieselben gerade groß genug sein, um das Gesangbuch darauf zu legen. Im Herrenhause sind die Sitze etwas besser eingerichtet.

Im Allgemeinen ist überall die englische Sitte nachgeahmt, daß die Freunde des Ministeriums rechts und die Gegner links vom Präsidenten Platz nehmen, aber nicht immer ist sie anwendbar. In den Jahren 1862 bis 1866, als drei Fünftel aller preußischen Abgeordneten zur entschiedenen Opposition und kaum ein Fünftel zur ministeriellen Partei gehörten, fand blos die Fraction der deutschen Fortschrittspartei auf der linken Seite Raum; die Fraction des linken Centrums, die sich von ihr nicht im Programm, nur in der Taktik einigermaßen unterscheiden wollte, mußte mit der kleinen ministeriellen Partei und mit den Altliberalen, die eigentlich in’s Centrum gehörten, sich auf der rechten Seite niederlassen. Die Plätze im Centrum waren damals von der Fraction der specifischen Katholiken belegt. Diese Fraction besteht im Abgeordnetenhause nicht mehr, sie wurde seit 1861 bei jeder Neuwahl kleiner, und jetzt sind im Abgeordnetenhanse kaum noch Zehn, die zu ihr gehört haben oder die, wenn sie noch bestände, sich ihr anschließen würden. Sie haben ihren Platz im Centrum behauptet. Die übrigen Plätze sind dort von den Altliberalen nun nach und nach eingenommen worden. Im großen Ganzen finden die Parteien des Abgeordnetenhauses sich im Zollparlament wieder und auch, so weit die veränderte Einrichtung es gestattet, auf denselben Plätzen

Rechts dem Stenographenraum gegenüber gehören die vier ersten Bänke noch immer der Fraction des linken Centrums, die sich jetzt auch wohl „freie Vereinigung“ nennt. Weiter nach dem wirklichen Centrum und im Centrum haben die Altliberalen, die sich „rechtes Centrum“ nennen, belegt. Also sitzt das linke Centrum weit mehr nach rechts als das rechte Centrum. Außer den beiden letzten Reihen gehören die übrigen Plätze auf der rechten Seite den beiden conservativen Fractionen, der „Fraction der Conservativen“ und der „conservativen freien Vereinigung“ (was in „freiconservativ“ zusammengezogen ist). Auf der linken Seite gehört die Stuhlreihe dem Stenographentisch gegenüber während des Zollparlaments den specifischen Hannoveranern; die beiden ersten Bänke dahinter gehören eigentlich den Polen. Diese wollen aber am Zollparlament wenig Theil nehmen und haben alle Plätze bis auf drei preisgegeben. Drei Plätze behalten sie für den „Beobachtungsposten“, den sie ausstellen. Durch diesen werden sie benachrichtigt, wenn eine Frage zur Entscheidung kommen sollte, welche polnische Interessen berührt, denn dann eilen sie herbei. Weiter nach dem Centrum, jenseits des langen Ganges, der durch den ganzen Saal führt, sind die fünf unteren geraden Bänke und ein Theil der sechsten Bank von der deutschen Fortschrittspartei besetzt. Das Stückchen Centrum, das vor diesen Bänken ist, und fast alle übrigen Bänke auf der linken Seite sind für die Nationalliberalen, deren Zahl im Zollparlament ungefähr Hundert beträgt, in Beschlag genommen.

Die Abgeordneten, die sich keiner Fraction anschließen, die sogenannten „Wilden“, pflegen entweder im Centrum oder auf der äußersten Rechten oder Linken, nahe der Langwand einen Platz zu belegen.

Diese letzteren Plätze sind in der Woche vor der Parlamentseröffnung durch Süddeutsche belegt worden, auf der äußersten Rechten durch die Würtemberger und die specifischen Baiern; die Letzteren haben außerdem die letzten Bänke hinter den Conservativen genommen; auf der äußersten Linken tragen die ersten Bänke die in diesem Saale neue Bezeichnung „Volkspartei“, die hintern Bänke sind den nationalliberalen Vertretern Badens zugefallen. Hätte Rothschild den Platz, den er zuerst gewählt hatte, behalten, so hätte er die nächste Berührung mit der Volkspartei gehabt. Nachdem er aber gesehen, welche Nachbarn er bekäme, ist er in’s Centrum zu den Altliberalen ausgewandert. Im Allgemeinen sind die Süddeutschen bei [311] der Raumvertheilung schlecht weggekommen. Die Ursache liegt darin, daß sie mit geringen Ausnahmen sich nicht von vornherein einer Reichstagsfraction anschließen mochten und also zur rechten Zeit Niemanden hatten, der für sie sorgen konnte. Die Fractionen des linken und rechten Centrums und der Fortschrittspartei haben genau die Stelle inne an der sie sich im Abgeordnetenhause befinden, so daß diejenigen ihrer Mitglieder, welche sowohl zum Abgeordnetenhause wie zum Zollparlament gehören, auf ihren gewohnten Plätzen sitzen.

Neben dem Präsidenten links ist ein Stuhl frei, welchen der Berichterstatter über die zur Verhandlung stehende Vorlage einnehmen kann. Rechts und links vom Präsidenten und vom Berichterstatter, aber etwas niedriger, sitzen je zwei Schriftführer, hinter diesen stehen vier Saaldiener (Huissiers), wenn sie nicht anderweitig beschäftigt sind. Der dem Präsidenten nächste Schriftführer rechts führt das Sitzungsprotokoll, der auf der andern Seite die Rednerliste. Zu ihrer Unterstützung hat Jeder den Schriftführer zur Seite, welcher in der vorigen Sitzung den Dienst gehabt hat. Unmittelbar vor dem Präsidenten steht die Rednertribüne, die aber in diesem Saal selten bestiegen wird. Die meisten Abgeordneten haben, auch nachdem die beiden „Berge“ am Ministertisch dem Bundesrathe überlassen sind, Plätze, von denen aus sich wohl sprechen läßt. Aber es gehört, von welcher Seite auch Jemand spreche, immer eine gute Stimme dazu, um im ganzen Saale verstanden zu werden. Unmittelbar vor der Rednerbühne ist der Raum, wo an einem Stehpult die Stenographen arbeiten. Der Ober-Stenograph, der nur mitschreibt, wenn die Stenographen wechseln oder in einer Rede schwierigere Stellen, z. B. längere Citate in fremden Sprachen, vorkommen, ist fortwährend anwesend. Die übrigen Stenographen lösen je zwei alle zehn Minuten einander ab, so daß jeder in einer Stunde zehn Minuten im Saale arbeitet und dann fünfzig Minuten Zeit hat, um die Reinschrift zu dictiren.

Für die Abgeordneten stehen drei Schreibtische in den Ecken und ein vierter Schreibtisch links vom Haupteingange des Saales. Rechts vom Eingänge steht ein Schrank mit der Gesetzsammlung für den Handgebrauch im Saal. Hoch über dem Eingang ist die Saaluhr. Die eigentliche Bibliothek liegt in zwei Sälen über den Ministerzimmern. Der nördliche Saal enthält die Parlamentsverhandlungen aller europäischen Länder; im südlichen Saale befinden sich die übrigen Bücher, meistens staatswissenschaftlichen Inhalts.

Um den Saal herum liegen zur ebenen Erde folgende Räume: vorn der Flur und Garderoberaum; rechts die Restauration, die mit Ausnahme des Cabinets für den Präsidenten und eines Schreibzimmers für die Schriftführer die ganze Langseite und noch ein Zimmer am vorderen Hofe einnimmt. Zum Lesezimmer gelangt man jetzt durch die Restauration. In der Restauration ist nichts wohlfeil, aber Alles gut; sie soll auf gewisse Abgeordnete eine merkliche Anziehungskraft üben, und im Publicum ist man so weit gegangen, die beiden conservativen Fractionen nach dem derzeitigen Wirthe, Herrn Müller, mit dem Collectivnamen „Fraction Müller“ zu belegen. Auf der entgegengesetzten Langseite gehören die Nebenräume des Saales dem Bundesrathe. In einem Vorzimmer wird für sie ein besonderer Telegraph bedient. Von hier tritt man in ein Sprechzimmer, dahinter liegt ein Conferenzzimmer, in welchem das preußische Staatsministerium während des Landtags zuweilen Sitzung hält. An dieses schließt sich ein Raum mit Bequemlichkeitsanstalten. Auf derselben Seite liegt noch ein kleiner Flur, durch welchen man vom Saale aus in das Schreibzimmer der Stenographen, mittels der Treppen abwärts in den hintern Hof und aufwärts in die Bibliothek gelangt. Der Haupteingang zur Bibliothek liegt, wie schon bemerkt ist, vorn bei dem Eingange zu den Ministerzimmern. An der schmalen Seite hinter dem Saale liegen zwei Zimmer; in dem einen, das mit dem Schreibzimmer der Stenographen zusammenhängt, können die Abgeordneten die Reinschrift ihrer Reden durchsehen; das andere ist das Abtheilungszimmer Nummer 13 (früher 3) und dient während der Plenarsitzung der rechten Seite als Rauchzimmer.

Ueber den Nebenräumen des Saales befinden sich die Tribünen. Blos an der Seite, wo der Bundesrath sitzt, sind keine Tribünen; dort ist der Raum, der dazu dienen könnte, zur Bibliothek benutzt. Auf den andern Seiten sind die Tribünen folgendermaßen vertheilt: 1. Links, a. zunächst der Bibliothek die Hofloge, b. über dem Haupteingange die Diplomatenloge, c. Loge (genannt Tribüne D) zur Verfügung des Bundesraths. 2. An der Langseite: a. Loge der Ministerialräthe, b. Tribüne C zur Verfügung der Abgeordneten, c. hinter dem Präsidium die jetzt sehr bedeutend erweiterte Tribüne der Zeitungscorrespondenten, d. die kleine öffentliche Tribüne B. 3. Rechts, die große öffentliche Tribüne A. Was diese öffentlichen Tribünen betrifft, so ist zu bemerken, daß auch sie nur gegen Karten zugänglich sind, von denen ungefähr ein Drittel verschiedenen Behörden zur Verfügung steht, ein Drittel unter die Abgeordneten der Reihe nach vertheilt und ein Drittel von der Kanzlei an die darum Nachsuchenden ausgegeben wird. Man thut wohl, sich in der Kanzlei schon am Tage vor der Sitzung, der man beiwohnen will, bis Abends fünf Uhr schriftlich um eine Tribünenkarte zu melden. Am Sitzungstage selbst ist es selten möglich, eine Karte zu bekommen. Im innern Flur am Haupteingange zum Sitzungssaale steht täglich angeschrieben, welche Abgeordneten zur nächsten Sitzung eine Karte zu vergeben haben. Wenn ein Abgeordneter auch keine Tribünenkarte zur Verfügung hat, so kann er einen Fremden doch auf die Tribüne C führen, so weit der Raum dort langt. Bei wichtigen Sitzungen ist aber gerade diese Loge der Abgeordneten am frühesten besetzt und zwar von dem schönen Geschlecht, dessen Wißbegier in Berlin nicht geringer ist als anderswo.



  1. Als Bauplätze für die Herstellung eines eigenen Gebäudes für den norddeutschen Reichstag sind bis jetzt in Erwägung gezogen: der Königsplatz rechts vor dem Brandenburger Thor, das Akademiegebäude unter den Linden, die Artilleriecaserne an der Spree, die jetzt leerstehende Franz-Grenadier-Caserne in der Commandantenstraße und die Grundstücke der Porcellanfabrik und des Herrenhauses in der Leipziger Straße.