Textdaten
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Autor: Ernst Meier
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Titel: Simson, thu dich auf!
Untertitel:
aus: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben, S. 187-188
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: C. P. Scheitlin
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[187]
53. Simson, thu dich auf!

Es waren einmal sieben Räuber, die wohnten in einem Berge und bei ihnen war auch ein verwünschter Prinz, der mußte die niedrigste Arbeit thun, mußte Holz tragen und Kohlen holen und Feuer anmachen und Alles, was sonst die Küchenmagd thut, und wurde von den Räubern „Hans Dunsele“ genannt. Da brachten die Räuber eines Tags auch eine Prinzessin, die sie gestohlen hatten, in den Berg. Wie die nun einmal stille in einem Winkel saß, hörte sie, wie der verwünschte Prinz bei seiner Arbeit so für sich hinsang:

Daß das die Königin nicht weiß,
Daß ich Hans Dunsele heiß’!

Darauf gieng sie zu ihm hin und redete ihn an und Beide erzählten sich dann, wie sie in den Berg gekommen waren und konnten gar nicht begreifen, wie es die Räuber nur anfangen mochten, daß sie in den Berg herein und wieder hinauskamen; wenn sie aber draußen waren, so schloß der Berg sich jedesmal wieder zu.

Einmal aber, als die Räuber fort wollten, versteckte sich die Prinzessin und hörte, wie der eine rief: „Simson, thu’ dich auf!“ Da öffnete sich der ganze Berg und sie giengen hinaus und alsbald schloß er sich wieder. Das erzählte sie sogleich dem Prinzen und nun verabredeten sich beide, daß sie mit einander fliehen wollten, und als sie Alles zugerichtet hatten und die Räuber eines Tages nicht da waren, so sprach die Prinzessin: „Simson, thu’ Dich auf!“ [188] Da that der Berg sich auf und sie konnten frei hinausgehen und zogen fort, weit weit in den Wald hinein; der wurde aber immer dichter und sie konnten weder Weg noch Steg finden. Da sprach der Prinz das Sprüchlein, das er oft für sich so hinsummte:

Daß das die Königin nicht weiß,
Daß ich Hans Dunsele heiß’!

Die Königin aber, seine Mutter, die hatte sich aufgemacht, ihren verwünschten Sohn zu suchen und war just in der Nähe, als er sang, so daß sie von ihm selbst seinen Namen erfuhr, den er bei den Räubern führte, und sogleich rief sie ganz laut und vergnügt: „Hans Dunsele!“ – Da war er erlöst und alsbald lichtete sich der Wald und sie fanden den Weg nach Haus. Darauf hat er die Prinzessin, die ihm aus dem Berge geholfen hatte und mit ihm geflohen war, zu seiner Gemahlin genommen und lebte mit ihr glücklich bis an sein Ende.

Anmerkung des Herausgebers

[311] 53. Simson, thu dich auf. Mündlich aus Pfullingen. Leider unvollständig. Die Bedeutung der Königin, wer sie eigentlich gewesen u. s. w., war der Erzählerin nicht mehr klar. In Grimm’s Märchen entspricht der Simeliberg, worin 12 Räuber hausen. Das Märchen scheint aus einer deutschen Zwergsage entstanden zu sein, jedoch wohl nicht ohne Einwirkung der arabischen Erzählung von den 40 Räubern. Der Name „Semsi“ (bei Grimm) und Simson erinnern zu stark an den arabischen Felsen Sesam. Vgl. 1001 Nacht, 374-368.