Textdaten
Autor: Joachim Ringelnatz
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Titel: Silvester bei den Kannibalen
Untertitel:
aus: Kinder-Verwirr-Buch,
Seite 19
Herausgeber: Ernst Rowohlt Verlag
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1931
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden, Hg. von Walter Pape. Berlin 1984, Band 2, S.19.
Kurzbeschreibung:
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[19] Silvester bei den Kannibalen

Am Silvesterabend setzen
Sich die nackten Menschenfresser
Um ein Feuer, und sie wetzen
Zähneklappernd lange Messer.

5
Trinken dabei — das schmeckt sehr gut —

Bambus-Soda mit Menschenblut.

Dann werden aus einem tiefen Schacht
Die eingefangenen Kinder gebracht
Und kaltgemacht.

10
Das Rückgrat geknickt,

Die Knochen zerknackt,
Die Schenkel gespickt,
Die Lebern zerhackt,
Die Bäuchlein gewalzt,

15
Die Bäckchen paniert,

Die Zehen gesalzt
Und die Äuglein garniert.

Man trinkt eine Runde und noch eine Runde.
Und allen läuft das Wasser im Munde

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Zusammen, ausnander und wieder zusammen.

Bis über den feierlichen Flammen
Die kleinen Kinder mit Zutaten
Kochen, rösten, schmoren und braten.

Nur dem Häuptling wird eine steinalte Frau

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Zubereitet als Karpfen blau.

Riecht beinah wie Borchardt-Küche, Berlin,
Nur mehr nach Kokosfett und Palmin.

Dann Höhepunkt: Zeiger der Monduhr weist
Auf zwölf. Es entschwindet das alte Jahr.

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Die Kinder und der Karpfen sind gar.

Es wird gespeist.

Und wenn die Kannibalen dann satt sind,
Besoffen und überfressen, ganz matt sind,
Dann denken sie der geschlachteten Kleinen

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Mit Wehmut und fangen dann an zu weinen.