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Johann Gottfried Eichhorn.
Geb. d. 16. Oct. 1752, gest. d. 25. Juni 1827.


Dörenzimmern im Fürstenthum Hohenlohe-Oehringen war Eichhorn’s Geburtsort, der Vater war dort Prediger, wurde jedoch bald nach des Sohnes Geburt Superintendent zu Weikersheim an der Tauber, wo letzterer die Schule besuchte, von dieser zu weiterer Ausbildung nach Heilbronn kam und schon 1770 die Reise für die Universität erlangte.

Der junge Student bezog die Hochschule Göttingen und widmete sich dort zunächst der philologischen Wissenschaft; mit Freudigkeit trat er ein in den berühmten Lehrerkreis der blühenden Georgia Augusta; er erwarb sich die Gunst des berühmten Heyne, und dieser empfahl ihn nach vollendeten Studien an die unter hohenlohischer Herrschaft stehende thüringische Stadt Ohrdruff zum Rektor der Schule. Man kann dieß nicht lesen, ohne an Spalatin zu denken, der in dem Ohrdruff ganz nahen Dorfe Hohenkirchen mit einem Pastorat, und darauf in dem nicht minder nahen Dorfe Georgenthal mit einem Präceptorat beglückt wurde. Zum Heile der Wissenschaft dauerte auch Eichhorn’s Rektorat in Ohrdruff nur kurze Zeit; der gelehrte Mann wurde als ordentlicher Professor der orientalischen Sprachen nach Jena berufen, und ein ungleich weiterer Kreis des belebenden Wirkens öffnete sich für die Geistessonne Eichhorn’s, als die friedsame kleine Thüringerwaldstadt zu gewähren vermocht hätte. Herzog Carl August zu Sachsen-Weimar verfehlte nicht, den von allen Seiten her mit Anerkennungen überströmten neuen Stern der Hochschule der thüringischen Herzoghäuser ebenfalls 1783 mit einem Titel auszuzeichnen.

Eichhorn wirkte mit Liebe, Lust und Eifer in seinem Lehramte und entfaltete durch seine Vorlesungen: orientalische Sprachen, biblische Exegese, politische und Literär-Geschichte, wie durch seine Schriften: »Geschichte des ostindischen Handels vor Muhamed – Geschichte der Künste und Wissenschaften seit deren Wiederherstellung – Geschichte der französischen Revolution – Geschichte der Literatur« und andere gediegene Werke eine vielumfassende Wirksamkeit, wobei ihn bei den Vorlesungen nächst der gründlichen Gelehrsamkeit die Weihe persönlicher Anmuth, die Lebendigkeit des Vortrags und die Würze attischen Salzes unterstützte.