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Albrecht Dürer.
Geb. d. 20. Mai 1471, gest. d. 6. Mai 1528.


Deutschlands gefeiertester Maler, aber nicht nur als Maler groß, sondern groß als Künstler im vollen Sinne des Wortes, ein Stolz des Vaterlandes. Dürer war der dritte Sohn eines Nürnberger Goldschmieds, der aus Ungarn stammte, und mit dem Sohn den gleichen Vornamen trug. Der Vater leitete den Knaben, der sein Liebling war, zur eignen Kunst an, ließ ihn aber dabei tüchtig und unablässig zeichnen, und Dürer würde, wenn er bei dem Gewerbe des Vaters, das damals in höchster Blüthe stand, geblieben wäre, Deutschlands Cellini geworden sein. Bis zu seinem sechzehnten Jahre blieb der junge Künstler in der Goldarbeiterwerkstätte, aber seine Neigung für die zeichnende Kunst brach so mächtig hindurch, daß der Vater ihn dem tüchtigen Maler Michael Wohlgemuth übergab, wo er rastlos lernte und den Druck der Malergesellenschaft ertrug, bis er nach drei Jahren, 1490 in die Fremde hinauspilgerte. In Colmar begrüßte er die Brüder des kurz vorher verstorbenen Martin Schongauer, besuchte darauf die Niederlande so wie Italien und kehrte nach vier Jahren in die Vaterstadt zurück, wo er Meister und mit Agnes Frey verkuppelt wurde, einer schönen Jungfrau mit dem Gemüth einer Xantippe. Dürer entfaltete einen staunenswerthen Fleiß; sein Weib soll auf diese fast unglaubliche Thätigkeit mehr Einfluß geübt haben, als dem Lebensglück des hochbegabten Mannes förderlich war, wenn auch bei weitem nicht alle Gemälde, nicht alle Kupferstiche, Holzschnitte und plastische Arbeiten, die man ihm zuschreibt, wirklich von seiner Hand gefertigt wurden. Das erwiesen ihm eigne bietet eine solche Ueberfülle, daß seinem Künstlerfleiße kaum ein anderer an die Seite gesetzt werden kann. Auch nach seiner Verheirathung machte Dürer noch einige Reisen, war 1506 in Venedig, 1520 und 1521 schon allgefeiert, in Begleitung von Frau und Magd in den Niederlanden, außerdem aber war er fast stets daheim, und in Folge seines edlen, vortrefflichen Charakters und der liebenswürdigsten Persönlichkeit der hervorragendste seiner Zeitgenossen und auch außerhalb Nürnbergs Vielen werth und befreundet. In der Vaterstadt war es vor allen Willibald Pirkheimer, mit dem er