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Carl August,
Großherzog zu Sachsen-Weimar-Eisenach.
Geb. d. 3. Sept. 1757, gest. d. 14. Juni 1828.


Dieser Regent ward gross durch Seelenadel und hohe Fürstentugenden; in Jugendjahren genial, in reifern besonnen, in stürmischen Zeiten fest und männlich, der vaterländischen Kunst und Wissenschaft ein erhabener Mäcen, führte er als Mensch wie als Fürst ein ausgezeichnetes und ruhmreiches Leben.

Carl August ward als herzoglich Sächsischer Erbprinz in der Landesresidenz geboren, und verlor den Vater, Herzog Ernst August Konstantin, ehe er 9 Monate alt war. Der deutsche Kaiser sprach die noch sehr jugendliche Herzogin Mutter, Anna Amalie, geborene Prinzessin von Braunschweig Lüneburg, mündig, und sie führte nun über den erstgeborenen und den erst nach des Vaters Tode geborenen Prinzen Friedrich Ferdinand Konstantin die Obervormundschaft und Landesregierung sechzehn Jahre hindurch mit Weisheit und Würde. Die fürstlichen Söhne erhielten tüchtige Lehrer und Erzieher, Graf Görz, durch König Friedrich II. empfohlen, wurde zum Oberhofmeister ernannt, unter den Lehrern waren auch Wieland und von Knebel. Bevor Carl August’s mündigwerden erfolgte, machte er mit seinem Bruder, von v. Görz, v. Knebel und v. Stein begleitet, 1775 eine Reise, zunächst nach Straßburg, dann durch die Schweiz nach Paris. In Straßburg waren viele deutsche Prinzen, auch der Erbprinz Georg zu Sachsen Meiningen und dessen jüngerer Bruder Carl August, als Studirende anwesend. Auf dieser Reise wurde die später so folgenreiche Bekanntschaft mit Goethe angeknüpft, den der Herzog bald nach dem Antritt der eigenen Regierung nach Weimar berief und mit dem höchsten Vertrauen beehrte. Wie zwei Sterne gleicher Größe wandelten beide Männer, der Fürst und der Dichter, über ein halbes Jahrhundert neben einander, und der Einfluß, den Goethe, bald mit den höchsten Aemtern des Staates betraut, auf den Herzog übte, verschönte das Leben des Hofes im Bunde mit den großen Geistern, welche den Dichterkreis und Musenhof Weimars lange Zeit hindurch bildeten, und kam der Kunst, kam der Wissenschaft, kam dem Lande vielfach zu Gute.

Auf der erwähnten Reise wurde auch der landgräflich Hessen-Darmstädtische Hof besucht, und Carl