Neben Melanchton und Justus Jonas Luther’s treuester
Genosse und Mitgehülfe am großen Werke der Reformation.
Bugenhagen wurde zu Wollin in Pommern
geboren, von welchem Lande er sich in reiferen Jahren
Pomeranus schrieb und von den Zeitgenossen häufig
auch Pommer genannt wurde. Von seinem Jugendleben
ist wenig bekannt geworden; er studirte zu Greifswald
und erhielt später zu Treptow ein Lehramt, wurde
dort Rector der Schule und zugleich Pfarrer. Ein
fürstlicher Auftrag wurde Anlaß, daß er sich eine Zeitlang
mit archivalischen Studien beschäftigte und die
geschichtliche Quellenkunde seines Vaterlandes erforschte,
die ihm zur Abfassung einer Pommerschen Chronik
diente. Luther’s Lehre und Luther’s Geist drangen
jetzt zu den Ostseeküsten, und Bugenhagen wurde von
ihnen erfüllt und ergriffen. Es war ihm aber für
jetzt nicht beschieden, der Reformator Treptows und
Stettins zu werden, vielmehr sah er sich von der bischöflichen
Macht zu Samland also angefeindet, daß er
seine Stellen aufgab, und sich nach Wittenberg wandte.
Im Jahre 1521 eingetreten in den Wittenberger Theologenkreis, ein Mann voll guter Begabung, wissenschaftlicher Bildung, voll Wärme des Gemüthes, sah Bugenhagen sich liebevoll aufgenommen, und fühlte sich bald in diesem Kreise heimisch. Er erhielt eine Professur der Theologie, wurde Doctor dieser Wissenschaft, bekämpfte eifrig mit Luther die Lehren des Wittenberger Archidiaconus Carlstadt (Andreas Bodenstein) und wurde endlich an dessen Stelle Pastor, ja bald darauf General-Superintendent. Als solcher erwarb sich Bugenhagen die größten Verdienste um die Verbesserung des Kirchenwesens im Kurstaate Sachsen und einen so ehrenvollen Namen im Ausland, daß von vielen Seiten her Rufe an ihn ergingen, auswärts das Läuterungsamt vorzunehmen. Der Kurfürst gestattete ihm, diesen Rufen Folge zu leisten, und der mit Bugenhagen eng befreundete Luther, mit dem er selbst äußere Ähnlichkeit der Physiognomie und des Körperbaues theilte, versah während der Jahre von Bugenhagen’s Abwesenheit dessen geistliches Amt in Wittenberg. Einem großen Theile des deutschen Norden und skandinavischen Süden wurde Bugenhagen Reformator.
Ludwig Bechstein: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen. Georg Wigand's Verlag, Leipzig 1854, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zweihundert_deutsche_M%C3%A4nner_in_Bildnissen_und_Lebensbeschreibungen.pdf/43&oldid=- (Version vom 15.9.2022)