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Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein,
Herzog von Friedland u. s. w.
Geb. d. * 14. Sept. 1583, gest. d. 25. Febr. 1634.


Dieser berühmteste Feldherr des dreißigjährigen Krieges entstammte einem alten freiherrlichen Geschlechte Böhmens, und wurde zu Hermanic, einem der väterlichen Schlösser, geboren. Sein ganzes reiches Leben umwob von der Jugend an einestheils die Poesie und die Dichtung mit manchem märchenhaften Zauber, anderntheils die Lüge und der Haß mit den entstellenden Schleiern boshafter Verläumdung, so daß zwei Jahrhunderte haben vergehen müssen, ehe das Heldenbild des Mannes zwar nicht völlig rein und makellos, aber doch im gediegenen Spiegel der Wahrheit vor das Auge der Nachwelt trat. Wallensteins freiherrliche Aeltern gehörten nach ihrer Glaubensrichtung zu den böhmischen Brüdern, und der Sohn besuchte eine Zeit lang die Schule der Brüdergemeinde in Koschumberg; im sechszehnten Lebensjahre nahm ihn aber zu fernerer Ausbildung das Jesuitenconvictorium zu Olmütz auf, dort wurde er katholisch. An diesen in der Natur der Sache liegenden ganz natürlichen Uebertritt knüpft die Sage den Sturz von einem Thurme herab, von dem er sich unversehrt erhoben – dann soll Wallenstein die Universitäten Bologna und Padua in Gesellschaft des jungen Edelmanns Liezec von Riesenburg besucht haben. Ebenso wird auch noch ein Studienaufenthalt zu Goldberg, zu Altdorf und zu Innsbruck genannt. Die gelehrte Forschung hat letzteren zu beseitigen versucht, Altdorf aber läßt sich nicht hinweg behaupten, denn in der noch vorhandenen Matrikel jener Hochschule steht sein Name eingetragen und es liegen Akten über seinerseits verübte Ruhestörung vor. Nur die Geschichte mit dem neuen Carzer und Wallensteins in dasselbe voranlaufendem Hund gehört der Sage an. Da Wallenstein später als gefürchteter Feldherr nach Altdorf kam, beriefen sich Magistrat und Hochschule auf seine frühere Anwesenheit in ihren Mauern und erbaten seinen Schutz. Wallensteins Lieblingsstudien waren Mathematik und Kriegswissenschaft, Astrognosie und Astrologie. Nach mehreren Reisen durch Italien, Frankreich, die Niederlande und Deutschland kehrte der junge Freiherr in seine Heimath zurück und widmete sich dem Kriegsdienste im Heere Kaiser Rudolfs gegen Ungarn und Türken. Als der Friede geschlossen war, vermählte