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Moritz August von Thümmel.
Geb. d. 27. Mai 1738, gest. d. 26. Oct. 1817.


Gellert’s gefeiertster Schüler, Epigrammatiker, heiter geschmackvoller Schriftsteller in Prosa, eine Wieland’sche Natur, in der sich Humor und Laune, Schalkhaftigkeit und Witz, Satyre und Gemüthstiefe auf das glücklichste paarten, und – was Dichtern selten widerfährt – ein auch sogar für die Industriellen anziehender Mann – Erfinder der Märbelmühlen. –

Thümmel wurde zu Schönefeld bei Leipzig auf dem am Eingang des Dorfes linker Hand liegenden Rittergute geboren, das sein Vater, Landkammerrath von Thümmel, als Stammgut besaß, aber nach großen Verlusten durch Plünderung verkaufen mußte, als der Sohn erst 7 Jahre zählte. Dieser kam 1754 auf die Klosterschule zu Roßleben, und bezog während des 7jährigen Krieges die Leipziger Hochschule, welcher noch Gottsched als Rektor magnificus vorstand. Dort wurde ihm Gellert Lehrer und Freund, und all’ jene liebenswürdigen Poeten, die in Leipzig einen schönen und anregenden Kreis bildeten, Weiße und Rabener, Kleist, Ramler und andere, wurden nicht minder seine Freunde. Thümmel war eine liebenswürdige Persönlichkeit, voll Geschmack, Weltton, ganz geeignet für den Hofdienst, in welchen er nach vollendeten Studien beim Erbprinzen und nachherigen Herzog Ernst Friedrich zu Sachsen Coburg als Kammerjunker trat. In dieser Zeit schrieb Thümmel sein prosaisch komisches Heldengedicht »Wilhelmine«, und zwar innerhalb 14 Tagen, welches vielen Beifall fand, in mehrere Sprachen übersetzt wurde und dem Verfasser schnell Ruf und Anerkennung verschaffte.

Als der Erbprinz zu Sachsen-Coburg an die Regierung kam, ernannte er v. Thümmel zum geheimen Hofrath und Hofmeister, und 1768 zum wirklichen geheimen Rath und Minister. Als solcher legte Thümmel bei dem Kammergute Oeslau die erste Märbelmühle an, und gründete damit, indem bald mehrere solcher Mühlen entstanden, für den südlichen Abhang des Thüringer Waldes einen neuen Erwerbszweig, indem die auf diesen Mühlen bereiteten kleinen Kalksteinkugeln, welche die verschiedenartigsten Namen haben, als Märbel, Märmel, Schüffer, Stenner, Guterlei etc. zu Millionen nach Holland, Amerika und Indien gingen und noch gehen. Dieselben werden von der Größe