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Albrecht Thaer.
Geb. 14. Mai 1752, gest. d. 26. Oktober 1828.


Mannigfach mit Kenntnissen ausgerüstet, und in vielen Fächern des menschlichen Wissens heimisch und bewandert, durchschritt dieser Mann eine ehren- und ruhmvolle Laufbahn.

Thaer wurde zu Zelle geboren, sein Vater war dort praktischer Arzt, und sah es mit Freude, daß auch der Sohn sich der gleichen Wissenschaft widmete. Dieser studirte von 1771 bis 1774 zu Göttingen und erwarb im letztern Jahre den Doktorgrad. Dann wandte sich Thaer in seine Vaterstadt zurück, und fand in Ausübung ärztlicher Praxis sehr bald Vertrauen, Anerkennung und Ruf, sodaß ihn im Jahre 1780 der König zu seinem Leibarzt mit dem Hofmedicustitel ernannte. Leider entriß andauernde Kränklichkeit Thaer nach einigen Jahren theilweise seinem edlen Berufe, er widmete sich der Landwirthschaft, die ihn ausnehmend anzog. Im Jahre 1790 gründete er eine Unterrichtsanstalt für dieselbe in Zelle, an der er wesentlich wirksam war, widmete ihr alle Zeit und stellte neue Grundsätze in derselben auf, indem er bemüht war, sie zum Range einer Wissenschaft zu erheben. Thaer wurde Verfasser einer »Einleitung zur Kenntniß der englischen Landwirthschaft«, welche in 3 Bänden von 1798 bis 1804 zu Hannover erschien.

Völlig hatte indeß Thaer dem ärztlichen Berufe nicht entsagt, er wurde aus Nähe und Ferne noch um Rath in Krankheiten angegangen; in einem solchen berathenden Briefe, an eine Dame in Hannover, vom 18. Januar 1802, meldet er, nachdem er den Brief hatte 12 Tage unbeantwortet liegen lassen müssen: Ich leide sehr an Gicht, und dies ist der erste Brief, den ich mit Mühe wieder schreiben kann.

Vom Jahre 1799 bis 1804 erschienen von Thaer die »Annalen der niedersächsischen Landwirthschaft«, zu Zelle, und zu Hannover von 1803 bis 1806 die »Beschreibung der nutzbarsten, neuesten Ackergeräthe«. Diese schriftstellerische Thätigkeit breitete Thaers Ruf weithin aus, und wurde Anlaß einer Berufung Seitens des Königs von Preußen mit hohem Rang und Titel in den preußischen Staatsdienst. Thaer folgte diesem Rufe, erwarb in der Nähe von Potsdam das Landgut Mögelin und errichtete dort abermals eine