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und so kam es, daß der einsichtvolle und wacker wirkende Mann mehr und mehr in die reformatorische Bewegung trat und in ihr achtunggebietenden Einfluß gewann. Daher geschah es, daß er auch zu dem Religionsgespräch zu Schwabach 1528 in Gesellschaft der Pfarrer zu St. Sebald, und St. Lorenz, Dominicus Schleupner und Andreas Ostander, wie des Rathsherrn Martin Tucher abgeordnet wurde, ja daß auch sein Bedenken und Gutachten zur Abfassung des Augsburgischen Bekenntnisses erbeten ward. In dieser hochwichtigen Angelegenheit schrieb Spengler, der weniger wie Melanchthon zur Nachgiebigkeit geneigt war, um Rath fragend an Luther, und empfing von diesem befriedigende Antwort. In seinem Bedenken äußerte Spengler sich sehr freimüthig gegen allzugroße Nachgiebigkeit in Beibehaltung der Privat-Messe und anderer Mißbräuche, nahm aber dennoch redlich Melanchthon in Schutz.

Hochgeachtet war Spengler Name und Charakter, wie viele gleichzeitige Zeugnisse beglaubigen. Im Rathe war er ein nützlichthätiges Mitglied; vielen that er wohl durch Verwendung und Fürbitte, keinem übel. Kaiser Maximilian I. schätzte ihn sehr, und wünschte ihn zum Reichssecretair zu erheben, welchem Amte die Würde des Reichskanzler nicht fern lag; aber de Rathes Wunsch und die eigene Neigung hielten Spengler in Nürnberg fest. Die Brüder Markgrafen zu Brandenburg, Georg und Albrecht, der erste Herzog in Preußen, liebten Spengler, nicht minder Friedrich der Weise, Kurfürst zu Sachsen; befreundet war er mit Luther, Melanchthon, Camerarius, Jonas, Bugenhagen, Andreas Ostander, Veit Dietrich, Ebner, Dürer, Pirkheimer, Georg Drück, Eoban Heß, und vielen andern hervorragenden Zeitgenossen; der letztere und nicht minder Scheuerl, Althamer und Theophrastus Paracelsus eigneten ihm Bücher zu. Selbst Luther widmete ihm, dem wackern Einrichter einer Schule, seine Predigt: »Daß man Kinder zur Schulen halten solle. Wittenberg 1350.« und einiges andere, gab auch Spengler’s Glaubensbekenntniß nach dessen Tode heraus, schenkte überdieß »seinem Lasarus«, wie er ihn beständig nannte, mit eigenhändig eingeschriebener Widmung die noch auf der Nürnberger Stadtbibliothek aufbewahrte vollständige ausgemalte Bibelübersetzung, worin er ihn »seinen günstigen Herrn und Bruder« nannte. Auch geistlicher Liederdichter war Lazarus Spengler. Luther nahm sein Lied: »Durch Adam’s Fall ist ganz verderbt«, in sein erstes, 1525 erschienenes Gesangbüchlein auf, von vielen wurde dasselbe später aus Unkunde Luther selbst zugeschrieben. Außerdem verfaßte Spengler noch manche jetzt sehr selten gewordene Schrift, übersetzte auch das Leben des heiligen Hieronymus, welche Dürer mit einem Holzschnitt schmückte: Hieronymus in der Grotte. Wichtig erscheint unter allen diesen hauptsächlich Spengler Schrift vom Wormser Reichstag.

In den Jahren 1531 und 1532 bestand er schwere Krankheiten, und im December 1533 machte er sein Testament. Dennoch blieb ihm noch Frist gegeben bis zum September 1534. Er starb an der Steinkrankheit, die auch Luther’s Peinigerin war, vielfach beklagt und betrauert. Es wurde auch eine Denkmünze mit seinem Bildniß auf ihn geprägt, welche aber sein Geburtsjahr falsch, 1476 statt 1475, angiebt.

In neuerer Zeit ist ein Schieferrelief, angeblich von Hans Dürer, nach andern Hans Döringer gedeutet, zur Kunde der deutschen Alterthumsfreunde gekommen, das einen Zweikampf des Lazarus Spengler mit Albrecht Dürer darstellen soll, und in welchem der letztere dem ersteren obsiegt. Das Bild an sich ist nicht ohne künstlerischen Werth, trägt die Jahrzahl M.D.XX. und auf einem Schrifttäfelchen das Monogramm de Bildhauers, unter einem breitgezogenen H. ein kleines D. Beide Schwertkämpfer sind barhäuptig, aber sonst voll geharnischt. Der besiegte liegt am Boden. Der Kampf findet in einem Lager mit schönen Zelten statt, und man erblickt Männer und Frauen um die Kämpfenden in anmuthiger Gruppirung. In wie weit die Angabe der Deutung dieses Reliefs auf Wahrheit fuße, da die Geschichte Spengler’s wie jene Dürer’s nur von beiderseitiger Freundschaft, nichts aber von einem so ernsten Zweikampf weiß, muß noch näher ermittelt werden.