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Lazarus Spengler.
Geb. d. 13. März 1479, gest. d. 7. Sept. 1534.


Seiner bürgerlichen Stellung nach nur ein einfacher Rathsschreiber der freien Reichsstadt Nürnberg, aber ein Mann von hohem Geist, würdig der Neigung und Freundschaft, mit der die ausgezeichnetsten und hervorragendsten seiner deutschen Zeitgenossen ihn beehrten.

Spengler war Abkömmling eines alten in Franken blühenden Geschlechts und wurde zu Nürnberg geboren. Der Vater schon war Schreiber des Rathes, ein Mann, dessen Ehe mit nicht weniger als 21 Kindern beglückt wurde, von denen Lazarus das neunte war. Nach vollendeten Schuljahren bezog der junge Spengler im 16. Jahre die Hochschule Leipzig, wo er sich dem Rechtsstudium widmete, ging von da, ohne großes und bedeutendes erlebt zu haben, wieder in die Heimath zurück, wurde Rathskanzlist und im Jahre 1507 Rathsschreiber, nachdem er sich bereits 1501 verheirathet hatte. In bescheidener Stellung thätig, lag ihm wohl mit ob, das Amt eines Syndicus zu verwalten) wie man ihn bisweilen genannt findet. Er wurde 1516 unter die »Genannten« des größeren Rathes gewählt.

Als Luther in Wittenberg die Läuterung der Kirche begann, war Lazarus Spengler in Nürnberg der erste Mann, welcher vom Strahl des neuen evangelischen Lichtes berührt wurde, und schon 1519 verfaßte er anonym eine »Schutzrede« zu Gunsten der Lehre Luther’s, welche sich in 4 Auflagen rasch vergriff, und bei der fünften Auflage nannte sich Spengler als Autor. Es konnte nicht fehlen, daß nun die Verfolgung gegen ihn losbrach. Der Eiferer Eck beehrte Spengler damit, dessen Namen der Reihe derjenigen hinzuzufügen, welche mit dem Banne des Papstes ausgezeichnet wurden, darunter auch der Name Wilibald Pirkheimer’s war, und forderte den Rath zu Nürnberg auf, die Bulle zu vollziehen, allein der Rath gab dieser Aufforderung in keiner Weise Gehör, sandte vielmehr Spengler als Abgeordneten der Stadt zum Reichstage nach Worms, wo er sich mit Luther persönlich befreundete, und dann ausführlichen Bericht über den Reichstag erstattete. Später war Spengler bei der neuen Einrichtung des St. Aegidien-Gymnasiums thätig, und wurde vom Rathe zu einer Reise nach Wittenberg beordert, um in dieser Angelegenheit mit Melanchthon sich zu berathen,