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eine Belohnung zugesichert; aber die Hand Gottes schirmte ihn, daß er den Gefahren, mit denen die religiöse Unduldsamkeit seiner Zeit ihn bedrohte, entging. Menno’s Lehre von der Taufe stützte sich auf die biblische Ueberlieferung, Christus habe sich erst als erwachsener Mann taufen lassen; selbst habe er nie getauft; die Kindertaufe sei von Christus nicht eingesetzt worden; wenn Christus sie gewollt, würde er sie eingesetzt haben, da er ein liebevoller Kinderfreund gewesen; das Urchristenthum habe die Kindertaufe ebenfalls nicht eingeführt; sie sei eine Erfindung des Kirchenvaters Augustin und von der katholischen Kirche sanctionirt worden; die Reformatoren hätten sie nicht beibehalten sollen.

Menno neigte sich auch in seinen Glaubensansichten der kalvinistischen Lehre von der Gnadenwahl zu, daher er den freilich mißlichen Grundsatz aufstellte, nur für Weltmenschen sei die Obrigkeit, für die gerechten und innerlich erleuchteten Auserwählten sei dieselbe nicht von nöthen. Der Moral und Kinderzucht, welche Menno lehrte, legte er die schönen und erhebenden Lehren der Bergpredigt zum Grunde.

Menno’s Lehre fand in Holland am meisten Eingang und dauernde Begründung; außerdem verbreitete sie sich über Holstein nach Preußen, nach Rußland, in das südliche Deutschland, nach Thüringen, Franken, Bayern, wo die Wiedertäufer durch das abweichende ihrer Kleidertracht und Kopfbedeckung noch immer an niederländische Landleute erinnern, zumal sie der Mehrzahl nach Landwirthe sind – bis nach Ungarn und Siebenbürgen, in die Schweiz und nach Nordamerika. Die Sitteneinfachheit, die Strenge der Religionsgrundsätze und eine musterhafte Haltung im bürgerlichen Leben verschafften den Mennoniten die verdiente Duldung, doch blieb auch diese Religionsgemeinschaft nicht ohne innere Spaltung. Den Eid und die Kriegsdienstleistung verwarfen sie gleich den Quäkern, allein der letzteren haben sie aufgehört sich zu entziehen. Menno Simonis starb zu Oldesloe, einer Stadt zwischen Lübeck und Hamburg.