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Philipp I., Landgraf zu Hessen.
Geb. d. 13. Nov. 1504, gest. d. 31. März 1567.


Ein deutscher, hochherziger und heldenmüthiger Fürst, freundes- und überzeugungstreu, ein Vorbild, an das der Nachkommen keiner hinanreichte, so steht Philipp von Hessen in der deutschen Geschichte.

Philipp wurde als einziger Sohn zweiter Ehe Landgraf Wilhelm’s II. zu Hessen auf dem Schlosse zu Marburg geboren und früh verwaist. Unter der Vormundschaft der Mutter, Anna von Mecklenburg, und würdiger Räthe, unter denen der Name Ludwig’s von Boineburg wie ein Stern hervorleuchtete, ward Philipp zum künftigen Landesregenten erzogen, mit 14 Jahren schon mündig gesprochen und Beherrscher von ganz Hessen.

Zu Philipp’s ersten Kriegeszügen gehört die Sickingen’sche Fehde; er war Zeuge von des wackern deutschen Ritters dahinscheiden auf Burg Landstuhl oder Nanstuhl; daß er den Sterbenden hart behandelt habe, ist unwahr; er ermahnte Sickingen, an Gott zu denken und zu beichten. Ein Mann, ein Fürst, dem die Geschichte den glänzenden Beinamen des Hochherzigen, des Großmüthigen gegeben, konnte nicht einen besiegten Feind unwürdig schmähen.

Auf dem Reichstag zu Worms 1521 empfing Philipp I. vom Kaiser die Reichslehen über Hessen, erneuerte eine Erbverbrüderung mit Sachsen, schloß neue mit anderen Fürsten, lernte Luther kennen und achten, und sprach zu ihm, als er ihn besuchte: »Habt Ihr Recht, Herr Doctor, so helf euch Gott!« Philipp sträubte sich mit dagegen, Luthern das sichere Geleit zu brechen, er gab ihm seine sichere Geleitschaft durch Oberhessen und ließ schon in demselben Jahre zu Kassel deutsche Messe halten.

Landgraf Philipp war bereits still im Herzen ein Freund des Lutherthums, als er sich mit der Tochter ihres heftigsten Gegnern, des Herzogs Georg zu Sachsen, vermählte. Zum Glück theilte die jugendliche Christina zu Sachsen nicht die Strenge ihres Vaters.

Der Bauernaufruhr gebot aufs neue, den Harnisch anzulegen und zum Schwert zu greifen; Philipp zog mit vor Franken- und Mühlhausen und half Münzer’s Heer zu Paaren treiben. Dort traf er mit dem Kurfürsten Johann dem beständigen, Herzog zu Sachsen, zusammen und schloß mit ihm den Bund einer Freundschaft,