Dieser mit Ruhm und Ehren genannte ächt deutsche
Mann, eine der ausgezeichnetsten Zierden seines Standes
wurde zu Rudolstadt geboren, wo sein Vater fürstlich
Schwarzburgischer Steuersekretär war. Dort besuchte
der Sohn, der früh des Vaters durch den Tod beraubt
ward, unter die Obhut eines Oheims und dessen
Schwester gestellt war, und von dem Geschwisterpaare
vom siebenten Jahre an mit Liebe gepflegt wurde, das
Gymnasium, machte aber in den Wissenschaften, die
dasselbe lehrte, keine wesentlichen Fortschritte; dafür las
er desto mehr Bücher, wie sie sich ihm gerade boten,
und erbaute sich eine Welt des Phantastischen und Idealen,
die noch genährt wurde durch den schon längere Zeit
vergönnten Aufenthalt auf dem romantischen Schlosse
Schwarzburg; dann wurde er zum Buchhändler bestimmt,
und fand 1787 eine Lehrlingstelle in Leipzig.
Da für ihn Lehrgeld nicht bezahlt wurde, so wurde
contraktlich festgesetzt, daß er sechs Jahre lernen sollte.
Die Lehrzeit war streng und mit allem Druck verbunden,
der altherkömmlich war, doch ging Perthes durch eine
gute Schule und bildete sich zunächst zu einem praktisch
brauchbaren Gehülfen aus, nebenbei suchte er sich
Kenntnisse und Ausbildung durch gute Bücher anzueignen.
Sein Prinzipal schenkte ihm ein halbes Jahr
seiner Lehrzeit und empfahl Perthes an den Buchhändler
Hoffmann in Hamburg, der ihn nach der Ostermesse
1793 gleich mit sich nahm. Dort gefiel Perthes sich
äußerst wohl, obschon der Arbeit fast eben so viele
war, wie in Leipzig; er trat mehr in das große gesellige
Leben ein, das voll neuer Bewegungen war
durch die französische Revolution, durch die zahlreich
dort sich zusammenfindenden Emigranten und andere
Fremde; das warf manchen zündenden Geistesfunken in
die Seele des Jünglings. Er gewann neue Weltanschauung,
neue Freunde, denen er lieb wurde, wie
sie ihm, und im Jahre 1797 trat Perthes aus Hoffmanns
Geschäft um ein eigenes selbständiges Geschäft
und zwar als bloßer Sortimentsbuchhändler zu beginnen,
was noch gar nicht Brauch war im deutschen Buchhandel.
Er verheiratete sich mit Caroline Claudius,
der Tochter des beliebten Wandsbecker Boten, hatte
manche Geldverlegenheit zu überwinden, welche in
Ludwig Bechstein: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen. Georg Wigand's Verlag, Leipzig 1854, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zweihundert_deutsche_M%C3%A4nner_in_Bildnissen_und_Lebensbeschreibungen.pdf/289&oldid=- (Version vom 15.9.2022)