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chaldäischen Sprache war bereits 1527 von ihm erschienen. Die theologische Literatur bereicherte Münster durch die Herausgabe des in die hebräische Sprache übertragenen Evangeliums des Matthäus mit den Anmerkungen des berühmten spanischen Rabbinen Abraham bar Nabbi Meir ben Esra (kurz Aben Esra), der auch Theolog und Mathematiker zugleich war und dessen Schriften Münster eifrig studirte. Die hebräischen Texte der Bibel gab Münster lateinisch heraus, übersetzte die jüdischen Geschichten des Josephus aus dem griechischen Urtext in das lateinische, anderer theologischen und linguistischen Werke nicht zu gedenken. Als Mathematiker veröffentlichte er ebenfalls mehrere Schriften, schrieb auch eine Geschichte Deutschlands; sein Hauptwerk aber, das er mit unsäglichem Fleiß zusammenbrachte, war die 1544 zuerst erscheinende »Cosmographey«, welche weit und breit berühmt wurde, überall den größten Beifall fand, in vielen Auflagen nach einander erschien, die der fleißige Autor stets verbesserte, und welche, nachdem sie in lateinischer und deutscher Sprache erschienen war, in französischer, englischer, italienischer und sogar böhmischer Uebersetzung herausgegeben wurde. Münster leistete in diesem Werke für seine Zeit das unglaubliche; die Mühe, welche es ihm gemacht, deutet er im Vorwort an; dankbar führt er auch die lange Namenreihe derer auf, die ihn gefördert, unter ihnen berühmte Männer, Fürsten, Erzbischöfe und Bischöfe, Grafen, Reichsfreiherren und Gelehrte. Das einen starken Folianten bildende Werk wurde mit zahlreichen Holzschnitten, Städteabbildungen u. dgl. versehen, die der Herausgeber überall her erbat, aber deren, wie er in der Vorrede klagt, nur wenig erhielt, oft aus Mangel an Malern; die italienischen Maler rühmt er als vorzüglich geschickt im Zeichnen der Städte. Von den deutschen Künstlern, die Münster bei seinem Werke beschäftigte und auch dadurch sich ein Verdienst erwarb, sind Hermann Rudolf Emanuel Deutsch, David Kändler und Christoph Maurer vorzugsweise zu nennen; vor allem aber ist nicht zu verschweigen, daß selbst die Holbein’sche Schule bei diesem Werke betheiligt erscheint, indem eine Menge derselben von den Kunstforschern zugeschriebenen genialen und künstlerisch werthvollen Titeleinfassungen, die unverkennbar holbein’schen Einfluß, wo nicht holbein’sche Vorzeichnung beurkunden – die »Cosmographey« zieren. Münster theilte mit seinem großen Landsmann Holbein, nur 2 Jahre früher, den gleichen Tod. Eine in Basel ausgebrochene Pest raffte ihn hin, doch er hatte nach des Dichters Ausspruch »dem besten seiner Zeit genug gethan«, und darum hat er gelebt für alle Zeiten. – Seine Grabschrift rühmte ihn als den Esra und Strabo der Deutschen.