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Friedrich von Matthisson.
Geb. d. 23. Jan. 1761, gest. d. 12. März 1831.


Matthisson war ein wahrhaft liebenswürdiger Dichter und blieb lange Zeit Liebling seiner Nation, der sich ebenso musterhaft als anmuthig in lyrischen Formen bewegte und anregend und fördernd durch Sammlung und Auswahl vaterländischer Dichter wirkte. Er genoß als Sohn eines Predigers, zu Hohendodeleben bei Magdeburg geboren und früh verwaist, die Erziehung eines ihm verwandten Pfarrers in Krakau, ebenfalls in Magdeburgs Nähe, und so mag schon frühzeitig das Stillleben ländlichen Friedens tiefen Eindruck in seine Seele geprägt haben, das er mit den lieblichsten Farben in seiner Kindheitidylle: »Die Pappelweide zittert« geschildert hat. Im 14. Lebensjahre schied Matthisson aus dem Jugendparadiese, vom »Magnetenberg« der Sagen – und kam auf die Schule zu Klosterbergen, von wo er die Universität Halle bezog und der Theologie sich widmete. Als jungen Erzieher berief man ihn an das Philanthropin zu Dessau, doch blieb er dort nicht lange, sondern nahm eine sich darbietende Hofmeisterstelle bei einer Gräfin Sievers aus Liefland an, deren Söhne er in Dessau mit unterrichtet hatte, und mit denen er später reiste. Matthisson lernte in Hamburg Klopstock, in Wandsbeck Claudius kennen, Goethe’s und der übrigen berühmten Weimarer persönliche Bekanntschaft, so wie die v. Dalberg’s hatte er schon früher gemacht. Das Jahr 1785 führte ihn in Heidelberg zu Bonstetten, 1786 war er in Mannheim und im darauf folgenden Jahre in Nyon, wo der Freundschaftsbund mit dem dort heimischen Bonstetten sich erneute und wo der fleißige und geistvolle Naturforscher und Naturphilosoph Charles Bonnet ihn in die Kreise seiner Neigungen zog. Heiter angeregt verlor sich die trübe krankhafte Stimmung, von welcher sich Matthisson eine Zeitlang ergriffen gefühlt hatte; er fand sich heimisch außerhalb der deutschen Heimath, in dem milden Klima südlicher Gelände, ging 1789 als Hauslehrer nach Lyon und lernte die dort lebenden durch und durch poetischen Menschen v. Salis und Friederike Brun kennen, welche letztere mit ihrem Gatten auf einer Reise durch Frankreich in die Schweiz begriffen war. Matthisson lebte in dem schönen Kreise gebildeter und zartfühlender Geistesverwandten theils in