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Ludwig Wilhelm, Markgraf von Baden-Baden.
Geb. d. 8. April 1655, gest. d. 4. Jan. 1707.


Der große Feldherr, der berühmte Freund und Kampfgefährte Prinz Eugen’s, des edlen Ritters; der in sechsundzwanzig Feldzügen dem Tod in das Antlitz sah, dreizehn Schlachten lieferte und in keiner gänzlich unterlag.

Markgraf Ludwig, insgemein Prinz Ludwig genannt, wie ihn auch das Volkslied auf Prinz Eugen nennt und feiert, war der Sohn des Markgrafen Ferdinand Maximilian zu Baden-Baden und der Prinzessin Luise Christine von Carignan, welche diesen ihren einzigen Sohn zu Paris gebar. Sie hatte die Absicht, ihn auch dort erziehen zu lassen, doch gaben sein Vater wie der Großvater, Markgraf Wilhelm, dieß nicht zu, weil sie nicht wollten, daß der Prinz im Herzen und in Art und Sitte französisch werden sollte; es scheint ihm auch keine Vorliebe für die Sprache seiner Feinde eigen geblieben zu sein, außer daß er sich stets Louis und nicht Ludwig unterschrieb. Die meisten seiner zahlreichen Briefe und Armeebefehle faßte er in deutscher Sprache ab. Der 1669 in Frankreich erfolgte Tod des Vaters berief den jungen markgräflichen Prinzen zur Erbfolge und zur Regierung seines kleinen Landes; allein die politischen Verhältnisse sowohl als die eigene Neigung wiesen ihn bald auf eine Laufbahn, für die er geboren war und die er mit hohem Ruhm zurücklegte. Das siegreiche Vordringen der Franzosen im Kriege gegen Oesterreich vertrieb ihn, und er trat zu den Fahnen Oesterreichs, wo er sich unter dem berühmten hocherfahrenen Montecuculi im Elsaß die Sporen verdiente. Gut geschult und unter solcher Leitung schon erfahrungenreich geworden, befehligte er darauf im Kriege Oesterreichs gegen die Türken, half zunächst Wien entsetzen und kämpfte in den Feldzügen von 1686 und 1687 unter dem Oberkommando des Herzog Carl von Lothringen und des Kurfürsten Maximilian Emanuel’s I. von Bayern mit einem Heere, zu dem sich überdieß Freiwillige aus allen Landen Europa’s drängten. Das ungeheure Heer rückte gegen Ofen vor, dessen Belagerung und furchtbare Bestürmung volle Gelegenheit zu Thaten der Tapferkeit bot. Bei dem Sturm am 27. Juli, welcher sehr nachtheilig für die Belagerer ausfiel, verhütete nur die persönliche Tapferkeit des Markgrafen und die des Prinzen Eugen eine allgemeine Flucht. Vereint nahmen sie eins der bedeutendsten Bollwerke und behaupteten dasselbe. Die Belagerung dauerte unter heißen Kämpfen fort, bis der welthistorische Sieg vom 2. Sept. 1686 den Christen mit Ofen den Schlüssel zum Türkenreiche wieder in die Hände gab, nachdem die Türken 4 Jahre lang diese wichtige Stadt behauptet hatten. Nach kurzer Ruhe wurde dem Prinzen Ludwig der Auftrag, Fünfkirchen zu erobern; er erhielt zwölf Regimenter und Prinz Eugen wurde ihm zugesellt.

Er nahm Simontornya und nach kurzer, obschon tapferer Gegenwehr die Festung von Fünfkirchen, die Stadt lag in Asche. Darauf verbrannte er die berühmte Brücke über die