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Leopold I., Fürst von Anhalt-Dessau.
Geb. d. 3. Juli 1676, gest. d. 8. April 1747.


Der alte Dessauer! Dies ist der Name, unter welchem das Andenken an den hochberühmten Kriegshelden askanischen Stammes unvergänglich im Volke lebt.

Fürst Leopold wurde zu Dessau geboren, und von seinem Vater, dem in hohem Ansehen stehenden Fürsten Johann Georg II., königlich preußischem Generalfeldmarschall und Gouverneur von Berlin mehr zu staatsmännischer Ausbildung bestimmt, als zum Krieger, da ihn seine Geburt auf den Thron berief, und die Sorge für eines Landes Wohlfahrt über der Freude am Glanz und Schmuck eines Heeres steht. Aber den jungen Erbprinzen freute nun einmal dieser Glanz und Schmuck, er war zum Feldherrn geboren, vom Geschick zu einem solchen berufen, sein ganzes Inneres strebte danach, die Reihen der Krieger zum Kampfe, zum Siege zu führen. Seine Zeit war eine kriegerisch bewegte und belebte, der Lärm der Waffen durchschallte das halbe Europa. Im zwölften Lebensjahre empfing Erbprinz Leopold ein Regiment vom Kaiser, sechszehn Jahre alt verlor er den Vater, und wurde Erbe von dessen brandenburgischem Regiment. Einer zweijährigen Reise, die Leopold, noch unmündig, nun antrat, folgte nach der Heimkehr sein erster Feldzug im spanischen Erbfolgekriege; als Brigadier half der Prinz Namur erobern.

Er hatte eine leidenschaftliche Neigung für eine Apothekerstochter in Dessau, Anna Luise Föse, gefaßt und wußte durch die Energie und Standhaftigkeit seines Willens trotz aller Schwierigkeiten es durchzusetzen, daß er sich 1701 mit ihr vermählte. Der Kaiser erhob sie in den Reichsfürstenstand, und in glücklicher Ehe schenkte sie ihm 9 Kinder, die Stammutter eines Heldengeschlechtes.

Spätere Jahre machten Leopold zum Waffengenossen der unsterblichen Helden Prinz Eugen von Savoyen und Louis, Markgrafen von Baden. Ihm gehörte der Hauptantheil an der Siegespalme der Schlacht bei Höchstädt 1703, und der durch seinen Muth und seine Umsicht errungene Sieg brächte ihm den Rang eines Generallieutenants.

Drei Jahre lang stand Leopold an der Spitze einer Heeresabtheilung in Italien, bewährte auch da seine erprobte Tapferkeit, erstieg und gewann 1706 bei Turin das feindliche Lager, und schlug, von Eugen unterstützt, den Feind in die Flucht.