Als Philosoph, als Rechtsgelehrter und Staatsmann,
ja als Polyhistor und Kosmopolit einer der hervorragendsten
Geister im Kreise vaterländischer Berühmtheiten.
Sein Vater, Friedrich Leibnitz, zu Altenberg
in Meißen geboren, hatte in Leipzig studirt und sich
dort als Rechtsgelehrter und Professor niedergelassen,
so wurde Leipzig die Ehre, Geburtsort und Vaterstadt
des großen Mannes zu werden.
Als Knabe erhielt Leibnitz eine dem Stande des hochgebildeten Aelternpaares angemessene Erziehung, ward Schüler der Nicolaischule und des berühmten Thomasius. Ein treffliches Gedächtniß für das auswendiglernen klassischer Poesien und eigne dichterische Begabung zeigten bald des Knaben geistige Richtung, und ungleich früher als andere reifte er höheren Studien entgegen. Mit dem fünfzehnten Jahre schon wurde Leibnitz akademischer Bürger, legte den Grund zu einem nicht oberflächlichen, sondern gediegenen Vielwissen alter und neuer Wissenschaften, und ging später auf ein Jahr eigens nach Jena, um bei Erhardt Weigel Mathematik zu hören, worauf er das zu den sieben Wundern von Jena gezählte Weigel’sche Haus verließ und sich nach Leipzig zurück begab, die philosophische Doktorwürde im 18. Jahre erwarb und seine schriftstellerische Laufbahn gleichzeitig begann. Da es ihm mißlang, die Würde eines Doctor juris ebenfalls in Leipzig zu erlangen, so erwarb er diese 1766 in Altdorf, nahm aber eine ihm dort sich bietende Professur der Jurisprudenz nicht an, sondern begab sich nach dem nahen Nürnberg, wo er sich in die mystischen Grübelforschungen der Kabbala und Alchymie versenkte, doch riß ihn sein guter Genius aus diesen Irrgärten voll früchteloser Bäume.
Die Bekanntschaft mit dem Kanzler des Kurfürsten von Mainz, Freiherrn von Boineburg, der einem Adelsgeschlecht entstammte, welches der Wissenschaft wie dem Kriegsruhme eine große Anzahl bedeutender Männer stellte, führte Leibnitz nach Mainz, wo ihn der Kurfürst zum Rath ernannte. In die Zeit seines Mainzer Aufenthaltes fällt die Abfassung mehrer wichtigen Schriften, dann geleitete er 1772 die Söhne von Boineburgs nach Paris und London und machte die willkommenste
Ludwig Bechstein: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen. Georg Wigand's Verlag, Leipzig 1854, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zweihundert_deutsche_M%C3%A4nner_in_Bildnissen_und_Lebensbeschreibungen.pdf/225&oldid=- (Version vom 27.11.2021)