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des römischen Kaisers annahm, sondern dessen Sendung nach Rom bewirkte. Auf dem Wege dahin bedrohte ein gefährlicher Sturm sein Leben. Auch in Rom, wo er als Lehrer der Mathematik wirkte, blieb Kircher nicht ohne Neid und Verfolgung, doch entging er glücklich allen Gefahren und vertiefte sich in die Studien des ägyptischen Alterthums und der Hieroglyphe. Auf diesem Gebiet wird ihm ebenso sehr Scharfsinn und glückliche Lösungsgabe nachgerühmt, als er andererseits der Leichtgläubigkeit und Selbsttäuschung geziehen worden ist, wie ihm denn auch manche absichtliche Täuschung durch andere widerfahren sein sott. Es ist aber auf keinem Felde der Wissenschaft bis auf den heutigen Tag die Leichtgläubigkeit sosehr vorherrschend, als auf dem der ägyptischen Alterthumskunde. Daher darf es nicht verwundern, wenn auch der gescheite Kircher im Zaubernetz der Einbildungskraft bisweilen gefangen ward, und es schmälert nicht sein Verdienst. Von seinen Schriften, die alle in lateinischer Sprache erschienen, sind viele noch immer anziehend und wichtig, so die Musurgia und die Phonurgia für Musik- und Instrumentenkunde, seine ars magna lucis et umbrae, sein Mundus subterraneus, – Magnes – Turris Babel, Oedipus aegyptiacus u. a. Berühmt und bedeutsam bleibt Kircher für alle Zeiten als Erfinder mehrerer wichtiger physikalischer Instrumente, eines Brennspiegels, dem er eine Monographie widmete, eines Zauberspiegels, eines nach ihm genannten künstlichen Springbrunnens, welcher Vorbild und Vorgänger des Heronsbrunnens wurde, der Zauberlaterne, deren Wirkungen von einem Jahrhundert in das andere hinüber Jugend und Alter erfreuen, der Aeols- oder Windharfe, welche – später verbessert – noch immer an schönen Sommertagen durch ihre Accorde und Harmonienströme viele Menschen entzückt. Seinen Namen trägt das von ihm begründete reiche und wichtige Museum des Jesuitencollegiums in Rom.

Hochbetagt, geehrt und gefeiert starb Athanasius Kircher zu Rom und sein Name blieb auch in Deutschland, seinem Vaterlande, unvergessen. Vieles hat er ahnungsvoll in seinen Schriften ausgesprochen, was die spätere Wissenschaft als Wahrheit erkannte, und namentlich ist dieß auf dem Gebiete der Physik der Fall, für welches seine dahin einschlagenden Schriften in mancher Beziehung noch als Quellenschriften gelten.