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einem Rufe der Grafen von Mansfeld folgend, die ihn mit Luther zur Schlichtung verschiedener Streitigkeiten zu sich entboten. So war es eine wahrhaft höhere Fügung, daß der treue Freund, welcher Luther so oft im Leben liebend nahe gestanden, diesen nun auch noch auf seinem letzten irdischen Gange begleiten sollte. Jonas wich nicht von Luther’s Krankenbett, er betete mit ihm, er empfing Luthers letztes glaubensfreudiges Ja, daß er auf das Bekenntniß sterbe, welches er gelehrt, und war der erste, der dem Kurfürsten von Sachsen die Trauernachricht von Luther’s Ableben übersandte, dem er zu Eisleben die Leichenpredigt hielt. –

Einige Jahre verweilte nun Jonas an verschiedenen sächsischen Höfen und lehrte auch eine Zeitlang als Professor an der neubegründeten Hochschule zu Jena, bis ein Ruf des Herzogs Johann Ernst zu Sachsen, der in Coburg residirte, ihn in dieser Stadt zum Hofprediger ernannte. Doch auch in dieser neuen Stellung blieb er nicht lange, und es war ohne Zweifel körperliche Schwachheit Ursache seiner 1553 erfolgten ehrenvollen Versetzung in das nahe Eisfeld, wo er zum Superintendenten ernannt wurde und zugleich Amt und Titel eines fränkischen Kirchen-Inspektors übertragen erhielt. Schon nach zwei Jahren rief ihn der Tod aus diesem letzten Kreise seiner Thätigkeit.

Justus Jonas verfaßte mehrere theologische und geschichtliche Schriften und zeichnete sich auch als geistlicher Liederdichter aus. Im ersten deutschen Gesangbuch, von Luther selbst herausgegeben, steht nach den Liedern Luther’s: „Nu folgen andere, der unsern Lieder, und erstlich der CXXIIII. Psalm, D. Just. Jonas. „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält etc.“ Auch das Lied „Erhalt’ uns Herr bei deinem Wort“ ist von ihm. Justus Jonas hatte einen gleichnamigen Sohn, an welchem er viele Freude erlebte, während Gottes Güte die Trauer, die er an demselben hätte erleben können, ihm durch seinen Tod ersparte. Der junge Justus Jonas wurde Rechtsgelehrter, Doctor der Rechte, Professor zu Wittenberg, stieg bis zum Vicekanzler des Kaisers empor, verwickelte sich aber nachher in die Grumbach’schen Händel, wurde von der Reichsacht mit betroffen, flüchtete nach Dänemark, wurde in Kopenhagen ergriffen und auf Nachsuchen des Kurfürsten von Sachsen, des Vollstreckers der Reichsacht, dort im Jahre 1567 enthauptet.