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Georg Ernst, Fürst von Henneberg.
Geb. d. 27. Mai 1511, gest. d. 27. Dez. 1583.


Auch dieser deutsche Reichsfürst gehörte zu den Förderern der Reformation und zeichnete sich aus durch Einsicht und hohe Regententugenden. Er entstammte einem edlen Geschlechte, das aus den Gaugrafen des alten Frankenlandes hervorging, zahlreiche Besitzungen erwarb und in mehrere Zweige sich abtheilte, von denen der bedeutendste die Schleusinger Linie war. Dem Sohn des Begründers dieser Linie, dem weisen Berthold VII. (X.) ertheilte Kaiser Heinrich unterm 25. Juli 1310 das Fürstenstandsprivilegium, welches die nachfolgenden Kaiser, zum Theil mit goldenen Bullen, bestätigten. Aus der andern Henneberger Grafenlinie, der Aschach-Römhilder, ging jener berühmte große Berthold XV. (XVIII.), Erzbischof zu Mainz, Reichserzkanzler und rechte Hand der Kaiser Friedrich III. und Maximilian I., hervor.

Fürst Georg Ernst war ein Abkömmling der Schleusinger Linie; seine Geschichte ist schwer trennbar von der seines sehr frommen, aber tüchtigen und biedern Vaters, mit dem er lange die Regierung theilte, Fürst Wilhelm’s VI. (VII.). Diesem waren nicht weniger als 64 Regierungsjahre beschieden, innerhalb deren die ganze großartige Zeitbewegung fiel, welche eine Aera in der deutschen Geschichte abschloß und eine neue begann. Seinen Frommsinn legte Fürst Wilhelm durch die Begründung der Wallfahrt zu Grimmenthal 1498 an den Tag und durch zahlreiche Schenkungen an Klöster. Er selbst erbaute zu Schleusingen ein Barfüßerkloster; er steuerte dem Kleiderluxus, schuf manche nützliche Einrichtung und suchte seinen zahlreichen Kindern durch das eigene Beispiel und durch guten Unterricht eine treffliche Erziehung zu geben, die nicht bei allen so anschlug, wie bei dem fünften Sohne, Georg Ernst.

Dieser wurde zu Schleusingen geboren, seine Mutter war Anastasia, kurfürstliche Prinzessin von Brandenburg. In den Jünglingsjahren besuchte Georg Ernst die Höfe zu Brandenburg, Jülich und Hessen; er befreundete sich mit dem jungen Landgrafen Philipp, übte sich in ritterlichem Kampfe, besuchte mit Philipp von Hessen 1530 den Reichstag zu Augsburg und zog als Führer der Reichshülfe, die das Land Henneberg dem Kaiser Karl V. leisten mußte, und an der