Der berühmte Erfinder und Begründer der Homöopathie
wurde zu Meißen, Sohn eines schlichten Porcellanmalers,
geboren, und benutzte erst die Stadt- dann
die Fürstenschule seiner Vaterstadt zu seiner Ausbildung,
hatte aber mit Kränklichkeit viel zu kämpfen.
Da die Mittel des Vaters es nicht erlaubten, den
Sohn, der sich durch rühmlichen Fleiß auszeichnete,
fortstudiren zu lassen, so unterstützten die Lehrer den
jungen fähigen Schüler, und es wurde dennoch möglich,
daß Hahnemann 1775 nach Leipzig abging, um dort
Medicin zu studiren. Er that dies unter fortdauerndem
Druck der Dürftigkeit, fristete sich durch Stundengeben,
ging, um eine Klinik zu besuchen, 1777 nach Wien,
konnte aber auch dort nur 9 Monate wegen Geldmangel
ausdauern. Gleichwohl fand sein Streben und
seine Begabung Anerkennung; der k. k. Leibarzt von
Quarin nahm Hahnemann in seinen besondern Schutz,
beschäftigte ihn bei seinen Privatkranken, und dann berief
der Gouverneur von Siebenbürgen, Baron von
Bruckenthal, auf gute Empfehlung hin, ihn zum Leibarzt
und Bibliothekar in Hermannstadt. Dort boten
theils ärztliche Praxis, theils treffliche Sammlungen
des Statthalters an Büchern und Münzen reiche Belehrung
Nach einem Aufenthalte von 2 Jahren zog
es indeß Hahnemann doch wieder nach Deutschland zurück:
er hörte noch einmal medicinische Vorlesungen
in Erlangen, schrieb dort seine Inauguraldissertation,
ging dann in das Mansfeldische und 1781 nach Dessau,
wo er prakticirte, und sich viel mit Chemie und Pharmacie
beschäftigte. Lange vorher, ehe er mit seiner neuen
Heilmethode und Heilmittellehre auftrat, war er schon
den Chemikern und Pharmaceuten vortheilhaft bekannt,
so z. B. durch die Erfindung eines salpetersauern Ouecksilberpräparates,
des nach ihm benannten Mercurius
solubilis Hahnemanni und durch sein an sich brauchbares
Apothekerlexikon, darin er nur bei den
Pflanzennamen sich der Seltsamkeit bediente, verschiedene
Namen einer und derselben Pflanze in ein Wort zusammenzuziehen,
was sehr häufig an das abgeschmackte
streifte. Hahnemann heirathete auch die Stieftochter
eines Apothekers, wurde Physikus zu Gommern bei
Magdeburg, fand sich aber daselbst nicht heimisch, und
Ludwig Bechstein: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen. Georg Wigand's Verlag, Leipzig 1854, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zweihundert_deutsche_M%C3%A4nner_in_Bildnissen_und_Lebensbeschreibungen.pdf/159&oldid=- (Version vom 14.9.2022)