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Friedrich Wilhelm Gotter.
Geb. d. 3. Sept. 1746, gest. d. 18. März 1797.


Dieser Dichter, welcher seinen Zeitgenossen, die ihn freudig anerkannten, als ein Muster des guten Geschmackes galt, wurde zu Gotha geboren; sein Vater war ein angesehener Staatsbeamter und sorgte für eine treffliche Erziehung des Sohnes, welcher in seiner Jugend sehr zart organisirt und schwächlich war. Neigung zu Sprachen, wie zur Poesie und namentlich zur dramatischen, traten in dem jungen Gotter ziemlich frühzeitig hervor. In seinem siebzehnten Jahre bezog Gotter, bisher durch Privatlehrer unterrichtet, die Hochschule Göttingen, um dort die Rechte zu studiren, nebenbei aber huldigte er unbefangen der poetischen Muse und knüpfte mit Eckhof, Mitglied der damals in Göttingen wirkenden Ackermannschen Gesellschaft, das Band einer Freundschaft an, die für sein ganzes späteres Leben nachhaltig fortwirkte. Die Neigung für die darstellende Kunst der Bühne war so genährt, daß Gotter selbst, nach Abgang der erwähnten Gesellschaft von Göttingen, ein Liebhabertheater errichtete und leitete, an dem er seine Begabung praktisch und theoretisch zugleich üben lernte. Nach vollendeten Studien 1766 nach Gotha zurückgekehrt, wurde Gotter zweiter Geheimer Archivar und durfte im folgenden Jahre den Freiherrn von Gemmingen als Gesandtschaftssecretair nach Wetzlar begleiten. In Wetzlar, wo er die Beschäftigungen mit den schönen Künsten keineswegs aufgab, wurde Gotter der Antrag, zwei jungen Edelleuten als Führer auf der Universität zu dienen; er nahm denselben an und wählte mit Vorliebe wieder Göttingen zum Ort seines Aufenthaltes und eifrig fortgesetzter Studien. Dort begründete er mit Boie den 1770 erschienenen Götting’schen Musenalmanach nach dem Muster eines Pariser, und Kästner unterstützte dabei lebhaft die Freunde; Gotter aber wurde durch sein nicht ganz aufgegebenes dienstliches Verhältniß nach Gotha, ehe noch der Almanach erschien, zurückgerufen, bald aber fügte es sich, daß er abermals in gleicher Eigenschaft, wie früher, nach Wetzlar entsendet ward, und dort fand er jetzt zu seiner großen Freude nicht nur die Ackermannsche Gesellschaft wieder, sondern machte auch die Bekanntschaft Goethe’s und Jerusalem’s, was auf Gotter den anregendsten und belebendsten Einfluß übte, zumal er auch noch manche