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Zöglinge begleitete. Aventin huldigte in diesem Werke der unbedingten geschichtlichen Wahrheit, die freilich nicht stets und nicht überall gefallen wollte; gleichwohl erwarb ihm das mühsam zusammengestellte Werk seines Fleißes, die Aufgabe seines Lebens, unsterblichen Nachruhm, und die Stimmen, welche den Freimuth des Geschichtschreibers verdammten – die in allen Zeiten, alten und neuen – ihren Widerhall finden und fanden, verhallten, während Aventin’s Arbeit ein echtes gründliches und gediegenes Nationalwerk blieb und noch heute als Quellenschrift dienen kann, wie sehr auch die in Bayern mit aller Vorliebe gepflegte und durch königliche Freigebigkeit gestützte und unterstützte Einzelforschung auf dem vaterländisch geschichtlichen Gebiete weiter vorschritt und Quellen zu Tage hob, die zu Aventinus Zeit noch wie in ehernen Särgen ruhten.

Aber minder ruhten Aventin’s Gegner; es scheint als habe deren Einfluß ihn vom Münchner Hofe wieder entfernt, wo er auch nach Vollendung seines Erzieheramtes wohl die geeignetste Stellung eingenommen hätte. Im Jahre 1529 lebte er wieder zu Hause, in Abensberg, bei seiner Schwester, und dort sah er sich plötzlich überfallen und verhaftet und – der Ketzerei beschuldigt – in ein Gefängniß geschleppt und geworfen. Ketzerei hieß damals wie noch heute die Formel auf kirchlichem nicht nur, sondern auch auf politischem Boden, welche für die Märtyrer der Wahrheit die Kerker öffnet, um sie einzusperren, oder die Pforten der Städte und Länder, um sie hinauszuweisen.

Aventin entging indeß der drohenden Gefahr. Der Bayernherzoge, seiner dankbaren Zöglinge, Machtspruch befreite ihn aus der kurzen Haft, aber sein Geist war getrübt, eine hypochondrische Stimmung erfaßte den großen Geschichtschreiber, sein Name war doch einmal verunglimpft worden, und dieß ertrug er sehr schwer. Das Mittel endlich, getrübte Stimmung zu heilen, welches Aventin wählte, war das ungeeignetste, welches er wählen konnte – im 64. Jahre eine Heirath! Er freite eine Schwäbin, die ihm auch noch Kinder schenkte, aber eine Xantippe war, die ihm das Leben vergällte. Für eine Zeitlang befreite sich Aventin, indem er 1533 von Regensburg, wo er mit der Frau sich niedergelassen, wegzog, um den Unterricht des Sohnes Leonhard’s von Eck zu leiten, und schloß ein erheiterndes Freundschaftband mit Peter Apian und dessen Sohn Philipp, der für das Bayerland durch seine Chorographia Bavariae als Geograph dasselbe wurde, was Aventin ihm als Geschichtschreiber ward. Aventin übertrug sein bayrisches Geschichtswerk noch selbst in die deutsche Muttersprache, hat auch manches andere gründliche Werk verfaßt, eine Chronik der Scheyren, eine Geschichte der Stadt Oettingen, das Leben Heinrich’s IV. und mehreres handschriftlich hinterlassen.

Endlich reiste er 1534 nach Regensburg, um die Frau nach Ingolstadt nachzuholen, dort starb er, 68 Jahre alt, vielleicht an den Freuden des Wiedersehens, und wurde im Stift Sanct Emmeran beigesetzt. Seine Büste ziert Bayerns Walhalla.