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Der kranke Staat.


Längst hatte der Staat die Lungensucht; längst hatte er in seinen Gliedern Schwere gefühlet, und keine Arznei wollte helfen.

Das Concilium der Aerzte war, wie gewöhnlich, unter sich uneins; alle aber kamen darinn überein, daß der Kranke schwer zu curiren sei: denn sein Auge scheue und eckle sich an der Medicin, sein Mund schließe sich ihr, Hände und Füße erstarrten und der Magen gebe sie von sich. Ein einziger möge ihn etwa noch curiren, durch Kunst oder durch Zufall, und zwar ein altes Weib, die Armuth.

Die Armuth ward herbei geruffen; weit that sie ihren Mund auf, und sprach. Die unverschämte Schwätzerinn sprach also:

„Närrischer Kranker, warum bist du krank? Nur dadurch, daß du der Natur undankbar, ein

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)