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dafür sie 1000 Goldgülden, A**geld, an Sickingen erlegen musten;) so ists gerade, als ob sie ganz aus der Welt wären. Und so sind unsres Landsmannes, Mitreformators, Freiheitredners, des Demosthenes unsrer Nation Schriften grossentheils im Staube geblieben.

Und was fehlte Huttens Schriften, daß man sie nicht aufleben ließe und erhielte? Als Beyträge zur Reformation hat man ja die schlechtesten Lumpen gesammlet, von Wiedertäufern, Kritikastern, und Helfershelfern; hier ist ein Reformator selbst, der in seinem Fache eher als Luther begann, und ihm nachher so treu half, so manches für ihn ausrichtete, so viel für ihn litt! Will man einen schönen Lateiner? Wer schreibt schöner, kräftiger, und blühender Latein, als Hutten? Erasmus und Melanchthon haben ihn deßhalb beneidet, die Italiener geschätzet, alle freye und heitere Musenfreunde geliebet. Soll also dieser edle Lateiner, eine Blüthe des wiederkehrenden Geschmacks so gut als untergegangen seyn und ferner im Staube modern? – Will man endlich einen Mann von Genie, von Gefühl, von edlem starkem

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/385&oldid=- (Version vom 1.8.2018)