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den auch in Luthers Schriften die Deutsche Wahrheit zu lesen ist, soll einmal Hutten in den Niederlanden begegnet, ihm vor Schrecken und Angst zu Fuße gefallen seyn und seine arme Seele schon allen Heiligen mit dem Stoßseufzer empfohlen haben: „Leben wir so leben wir dem Herrn etc.“ „An dir verunreinige ich mein Schwerdt nicht,“ sagt Hutten, und ließ ihn gehen.

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Als Hutten zum drittenmal aus Italien kam, war sein Ruhm in der schönsten Blüthe. Da jauchzten ihm alle Freunde der Wissenschaften zu und priesen ihn, den siegenden Reuchlinisten. Erasmus lobte ihn als einen Mann, desgleichen nicht gewesen: e)[1] seine Freunde, insonderheit


  1. e) Auch Huttens erklärter Feind könnte die ungemeine Lebhaftigkeit, Stärke und Biegsamkeit seinem Lateinischen Styl nicht absprechen. In Reden, selbst den heftigsten Reden, in Gesprächen, Briefen, Gedichten, und zwar in Gedichten mehrerer Gattung ist [361] dieser jedesmal, was er Ihm seyn sollte. Den Livius stellte er, vermehrt, aus einer gefundenen Handschrift her; und jede Beute der schönen und nützlichen Litteratur lag ihm am Herzen. Sein Streit gegen das Papstthum war auf Geschichte gegründet, und er gieng hierinn rein zu Werke; auch hatte er Anfangs auf Luther nicht die mindeste Rücksicht. Er, wie Luther, hatte den Funken, der sie anglühte, aus Italien selbst geholet. Zu läugnen ist indessen nicht, daß in dieser Flamme, auch ohne die mindeste Religionsabsicht, bei Hutten mitunter ein wildes Feuer brannte; und dieses war, auch seine Jahre abgerechnet, der Rittergeist seiner Zeiten. Er war ein Fränkischer Edelmann, im Kriege frühe gebildet; er glaubte, wie mit dem Schwerdt, so auch mit der Feder kämpfen und sich auf gleichgetheiltes Licht, auf einen offenen, freien Kampfplatz verlassen zu können. Leider aber war dies der Fall nicht. Er kämpfte mit einer unsichtbaren, weit überwiegenden Macht, und mußte erliegen.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/360&oldid=- (Version vom 23.11.2018)