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und Gegensätzen der Chorsprache alten und neuen Testaments zu finden. Einen grossen Theil der biblischen Bücher schlage man auf, wo man will; und es fallen Stellen ins Auge, die, wie Stimmen Gottes und der Gemeine, der Dichter nur aufnehmen und anwenden, der Tonkünstler nur fühlen und für das Herz der Menschen accentuiren darf. Hier ist Vorrath auf ewige Zeiten.

2. Der Chor des heiligen Gesanges ist aller Abwechselungen und Veränderungen fähig, die irgend nur in der reichen und weiten Sphäre seines Inhalts liegen. Die Sprache der Psalmen und Propheten ist uns auch hier Muster. Man sehe z. B. den 2. 24. 42. 43. 46. 50. 68. 82. 87. 95. 113–118. 121–29. Psalm; welche Abwechselung des lyrischen Gesanges vom leisesten Solo bis zum vollesten Chor, in allen Stuffen und Inversionen, ist in ihnen vorgezeichnet! Und der Gebrauch derselben, die Anwendung einer jeden Stimme und Antwort, wie mannichfaltig darf und kann sie seyn nach Inhalt und Zeiten! Hier

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/324&oldid=- (Version vom 1.8.2018)